Kontext
Das Substantiv Kontext wird bildungssprachlich als Synonym für „Zusammenhang“ verwendet.
Speziell in der Sprachwissenschaft ist der Kontext der umgebende Text einer sprachlichen Einheit oder der inhaltliche Gedanken- und Sinnzusammenhang, in welchem eine Äußerung steht.
Beispiel:
„Ich sitze auf einer Bank im Park.“
„Ich bringe Geld zur Bank.“
In diesen beiden Sätzen kann aus dem Kontext erschlossen werden, ob mit dem Wort „Bank“ die Sitzgelegenheit oder das Geldinstitut gemeint ist.
Kontext stammt aus dem Lateinischen und ist auf das Wort contextus (enge Verknüpfung, Zusammenhang [der Rede]) zurückzuführen.
Verwendungsbeispiele
Ohne den Kontext zu kennen, ist es schwer, den Konflikt nachzuvollziehen.
Das erste Kapitel des Romans dient dazu, dem Leser den Kontext der Handlung nahe zu bringen und die Charaktere vorzustellen.
Die Aussage machte seine Stellung in Bezug auf den politischen Kontext nicht deutlich. [2]
Bedeutungen
1. umgebender Text einer sprachlichen Einheit, Gebrauch: Sprachwissenschaft
2. (relativ selbstständiges) Text- oder Redestück, Gebrauch: Sprachwissenschaft
3. inhaltlicher Gedanken-, Sinnzusammenhang, in dem eine Äußerung steht, und Sach- und Situationszusammenhang, aus dem heraus sie verstanden werden muss, Gebrauch: Sprachwissenschaft
BEISPIELE
situativer Kontext
dies wird nur aus dem Kontext deutlich [3]
Begriffsursprung
Entlehnung im 16. Jahrhundert vom lateinischen Substantiv contextus „Verbindung, Verknüpfung“, das vom lateinischen Verb contexere „verknüpfen, verflechten“ abgeleitet ist; dieses wurde aus dem Präfix con- „zusammen“ und dem Verb texere „weben, flechten“ gebildet.
Synonyme
1 + 2) Zusammenhang
Sinnverwandte Begriffe
1 + 2) Background, Hintergrund, Umfeld
Untergeordnete Begriffe
1) Situationskontext
2) Filmkontext, Informatik: Datenbankkontext, Validierungskontext
2 + 3) Prozesskontext
Anwendungsbeispiele
1) Aus dem Kontext können zusätzliche Informationen erschlossen werden.
1) „Der sprachliche Kontext reicht nicht zur Bedeutungserschließung und damit auch nicht zur Bedeutungsuntersuchung und -beschreibung aus.“
1) „Anders gesagt, wir verstehen unvertraute Komposita nicht allein aufgrund ihrer sprachlichen Form, sondern auch aufgrund der Information, die uns aus dem jeweiligen Kontext zukommt.“
1) „Der Kontext zeigt, dass es offenbar um eine politische Auseinandersetzung zum Thema Betreuungsgeld geht.“
2) Für mich ist das ein guter Beleg für die These, dass das Ich ein Konstrukt ist, das im sozialen Kontext entsteht.
2) Das erklärte auch das Kaspar-Hauser-Phänomen: Wer ohne sozialen Kontext aufwächst, wer keinerlei Ansprache hat, kann auch keine Subjektivität ausbilden.
2) »Für den Geschmack sind auch das Aussehen des Essens und der Kontext wichtig«, sagt Hummel.
2) „Die Handreichung ‚Curriculare Grundlagen – Deutsch als Zweitsprache’ richtet sich an alle Lehrkräfte, die im schulischen Kontext insbesondere mit neu zugewanderten Schülerinnen und Schülern arbeiten.“ [4]
Definition, Bedeutung
1) Zusammenhang;
2) ein Wort umgebender Text, durch den oft die Bedeutung erst deutlich, klar wird, Zusammenhang;
3) Linguistik: der Zusammenhang oder das Umfeld eines Wortes oder einer Handlung;
4) bildungssprachlich: Zusammenhang, in dem bestimmte Dinge stehen oder betrachtet werden müssen;
5) Diplomatik: der Haupteil einer Urkunde, der den Rechtsinhalt enthält.
Herkunft, Abstammung
lateinisch contextus ”Zusammenhang, Verknüpfung“, zu contexere ”zusammenweben, zusammenflechten“
Verwendung
Wie wird das Wort 'Kontext' verwendet?
"Aus dem Kontext können zusätzliche Informationen erschlossen werden."
"Man muss die Dinge im Kontext sehen."
"Erst im Kontext geben die Dinge Sinn." [5]
Etymologie
Text · Texter · texten · Kontext
Text m. ‘Wortlaut, Folge untereinander in Zusammenhang stehender Sätze, Buch-, Bibelstelle, Begleitworte zu Gesangsstücken’, mhd. text, entlehnt aus lat. textus ‘Aufeinanderfolge, Zusammenhang (der Rede), fortlaufende Darstellung’, eigentlich ‘Gewebe, Geflecht’, einer Bildung zu lat. texere (textum) ‘weben, flechten, zusammenfügend verfertigen, bauen, errichten’. Dazu in neuerer Zeit. [6]
Ein Modell für den Kontext
Versuchen wir nun, die Resultate unserer Umschau systematisch zu ordnen, um endlich wenigstens näherungsweise eine Antwort auf die Frage zu erhalten, was denn nun ein Kontext sei.
Die Definition des Kontextes muss heute sehr weit gefasst werden, um all das einzubeziehen, was historisch in der Begriffsgeschichte dazugekommen ist. Eine typische Definition besagt etwa, der Kontext sei die Menge "alle[r] Elemente einer Kommunikationssituation, die das Verständnis einer Äußerung bestimmen".
Soweit diese Definition ist, so unkonkret ist sie; wir benötigen daher unbedingt eine Einteilung in verschiedene Unterbegriffe bzw. Teile des Kontextes, um genauer bezeichnen zu können, welchen Kontext wir jeweils meinen. Die üblichen Einteilungen des Kontextes in "verbalen" und "nonverbalen", "situativen" und "persönlichen" Kontext usw. variieren in der Fachliteratur jedoch erheblich und sind teils widersprüchlich. 44 Vermutlich kann man auch gar keine vollständige und exakte Einteilung von "Kontexten" aufstellen, weil die verschiedenen Kontexte immer zusammenhängen und sich nicht trennscharf voneinander abgrenzen lassen.
Um sie aber zumindest zu ordnen, schlage ich vor, dass wir uns am klassischen Dreiecksmodell der antiken Rhetorik orientieren. Dieses Modell bedeutet zwar eine starke Vereinfachung, aber es ist immerhin etwas weniger primitiv und etwas zeitloser als das im 20. Jahrhundert so beliebte Sender/Empfänger-Modell. 45 Dieses Modell besagt nichts anderes, als dass bei der Produktion (und auch bei der Rezeption) jedes Textes immer drei Hauptgesichtspunkte gelten: der Autor, der Rezipient und das Thema des Textes. An den Linien zwischen diesen drei Kardinalpunkten kann man die Beziehungen "Autor - Leser", "Autor - Thema", "Rezipient - Thema" festmachen, und zwischen alledem kann man sich den Text selbst wie ein Zeltdach aufgespannt vorstellen.
Bei Autor, Rezipient und Thema können wir all das ansiedeln, was man oft den "nonverbalen Kontext" nennt.
Der Autorkontext umfasst einerseits die ganze Lebenswelt des Autors, seinen geistigen Horizont, andererseits besonders die konkrete Situation, in welcher er einen Text verfasst, und seine Interessen, also die Autorintention. Im Falle eines Textes mit Erzähler oder Lyrischem Ich verdoppelt sich diese Dimension: wir müssen dann zwischen dem Kontext des realen Autors und jenem des fiktiven Erzählers oder des lyrischen Ichs unterscheiden.
Dass ich auch den Rezipientenkontext als genuinen Kontext ansehe, mag Sie überraschen, da man klassischerweise den Kontext vom Leser her bestimmt und den Leser selbst nicht in den Kontext einbezieht. Aber die strukturalistischen Theorien, welche betonen, dass der Text gerade im Kontext des Leserbewusstseins operiert, 47 zeigen, dass der Leser doch zum Kontext dazugehört, und die Rhetorik hat den Text schon immer v. a. am Rezipienten ausgerichtet. In der Praxis heißt das etwa: Sie als Lehrer werden einen anderen Verstehenshorizont haben als Ihre Schüler, Sie lesen denselben Text daher in einem anderen Leserkontext. - Beim Leserkontext können wir unterscheiden zwischen dem vom Autor beim Schreiben imaginierten Modell-Leser, dem Lektor in fabula Ecos, und dem realen Leser im konkreten Rezeptionsfall.
Der Themakontext schließlich umfasst die Sachzusammenhänge des Textes, insbesondere das Wechselspiel zwischen dem, was er explizit behandelt, und dem, was er implizit zum Verständnis voraussetzt. Bei fiktionalen Texten gehört auch das Wechselspiel zwischen erfundenen Ereignissen und der realen Situation zum Themakontext. Vielleicht finden Sie es naiv, dass ich so einfach vom "Thema" eines Textes spreche, schließlich ist das Thema v. a. lyrischer, in der Moderne auch erzählender Texte oft nicht ohne weiteres zu bestimmen: sie scheinen viele Themen zu haben oder gar kein Thema. Ich glaube aber, dass es für jedes Sprechen, das keine bloße Zungenrede sein will, irgendetwas geben muss, worüber man spricht, und seien es nur Wörter oder das Sprechen selbst. Nicht immer handelt es sich also um ein "Thema" im klassischen Sinne eines Aufsatzthemas oder eines Plots, aber es gibt doch immer ein Worüber des Sprechens, und zu diesem gehört der Themakontext.
Gewissermaßen auf den Linien zwischen diesen Kardinalpunkten können wir deren Wechselbeziehungen ansiedeln, also etwa die Beziehung zwischen Autor und Rezipient, wenn diese eine besondere Rolle spielt. Hierher gehören Fragen (und Antworten) der Art: Wie stellt sich der Autor seinen Leser vor? Welches Wissen setzt er bei diesem voraus? usw. Auch dies gehört zum Kontext.
Zwischen alledem spannt sich der Text selbst auf und mit ihm das, was man heute "sprachlichen Kontext" oder "Ko-Text" nennt. Die übliche Differenzierung zwischen Mikro- und Makrokontext ist aber bei weitem nicht hinreichend. Vielmehr kann der Ko-Text auf allen Ebenen: vom unmittelbaren Satzzusammenhang eines einzelnen Wortes 49 über den Zusammenhang eines Satzes im Kapitel über die Stellung des Kapitels im Gesamttext über die Rolle eines Textes im Gesamtwerk eines Autors bis hin zu den Bezügen eines Textes zu seinem gesamten literarischen Umfeld, also dem "Gespräch der Bücher" 50 reichen. Noch mehr als bei den anderen Kontextarten müssen wir also beim Ko-Text immer angeben, auf welcher Ebene wir ihn betrachten.
Sie werden vielleicht einwenden, dieses Modell sei unscharf; denn beispielsweise kann man den Zusammenhang eines Textes mit den anderen Werken des Autors nach meiner Beschreibung sowohl als Autorkontext als auch als sprachlichen Ko-Text auffassen. Ich denke aber, dass dies kein Widerspruch ist: man muss diesen Kontext-Typ eben in unserem Modell irgendwo zwischen der Ecke "Autor" und dem Wort "Text" in der Mitte ansiedeln, da der Text ja kontinuierlich zwischen den Ecken aufgespannt ist. Ich lege darum Wert auf die Metapher "aufgespannt", weil der Text eben eine Einheit bildet und daher auch sein Kontext trotz aller Vielfalt doch zusammenhängt. Die Aspekte des Kontextes sind fließend, wir können sie zwar unterschiedlich stark betonen und den verschiedenen "Ecken" des Textes zuordnen, aber Text wie Kontext bilden eigentlich eine Einheit.
Ein Vorteil dieses bescheidenen Modells ist übrigens, dass es gleichermaßen für die klassische Auffassung vom Kontext als Zusammenhang mit der realen Welt geeignet ist wie auch für die strukturalistische Sicht, nach der alles textualisiert ist und ausschließlich im Medium der Sprache abläuft. Der "Autor" und sein "Leser" wären dann eben nicht die realen Personen und ihre Gedanken, sondern allein ihr sprachlich verfasstes Bewusstsein. [7]
Kontextualisierung und Kontextwechsel
Wichtig ist es, zu bedenken, dass der Kontext trotz dieser Einheit nichts Statisches ist: es gibt den Kontext, in dem ein Autor ein Werk verfasste, und den Kontext, in dem ich es interpretiere, diese beiden müssen aber keineswegs identisch sein (sie können es nicht einmal hundertprozentig) und müssen auch in sich nicht dieselben bleiben. So wie ein Autor sein Werk in einer bestimmten Situation beginnt, es dann aber oft in einer ganz anderen beendet (denken Sie an die jahrzehntelange Entstehungsgeschichte von Goethes Faust!), so können wir auch als Interpreten den Kontext bestimmen und wechseln, innerhalb dessen wir ein Werk interpretieren.
Wir haben den Akt, dass Autor oder Leser einen Text in einen bestimmten Kontext "stellen", bereits die Kontextualisierung dieses Textes genannt. Diese kann unbewusst geschehen, wenn wir ein Buch aufschlagen und es "einfach lesen", aber oft nehmen wir sie auch bewusst vor. Im einfachsten Fall geschieht dies, wenn wir unser Wissen über den Autor oder das Thema vergrößern und daher den Kontext präzisieren. Im Extremfall nehmen wir einen vollständigen Kontextwechsel vor. Dies kann unbewusst geschehen, wenn wir uns in der Zuordnung irren, oder bewusst, z. B. wenn Jorge Luis Borges ein Gedicht Valérys unter der Voraussetzung interpretiert, es stamme von einem chinesischen Dichter der Ming-Dynastie. In diesen Fällen können wir von einem kreativen Kontextwechsel sprechen, egal ob er vom Autor mit Elementen seines Textes oder vom Interpreten mit dem Text vorgenommen wird. Dabei kann der originale Kontext getilgt werden oder bewusst durchscheinen, wie wir am Beispiel des Lothar-Kreuzes sahen.
Solche Kontextwechsel können sich insbesondere speziell auf den Autor oder auf den Themenkontext beziehen. Borges lässt in einer Erzählung einen Autor des frühen 20. Jahrhunderts den Don Quijote nochmals schreiben - Wort für Wort gleich, aber eben im Kontext des 20. Jahrhunderts und der seit der originalen Abfassung vergangenen Jahrhunderte. Dass sich damit auch die Bedeutung des Romans grundlegend ändert, obwohl er doch Wort für Wort gleichbleibt, ist beeindruckend.
⠀ Deklination des Substantivs. – Ressource: https://www.verbformen.de/deklination/substantive/?w=Kontext
⠀ Kontext. Neues Wort.de. – Ressource: https://neueswort.de/kontext/
⠀ Kontext. DUDEN. – Ressource: https://www.duden.de/rechtschreibung/Kontext
⠀ Kontext. DWDS. – Ressource: https://www.dwds.de/wb/Kontext
⠀ Ein Modell für den Kontext. Was ist eigentlich ein "Kontext"? Literatur im Kontext. – Ressource: https://lehrerfortbildung-bw.de/u_sprachlit/deutsch/bs/weiteres/835302_lit_kontext/vortrag/7_modell.html