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Linguistik

Kommunikationsorientierte Grammatik

Voraussetzung für die Fundierung einer kommunikationsorientierten Grammatik ist die Explikation des zugrundeliegenden Kommunikationsverständnisses. Kommunikation darf dabei nicht verkürzt werden auf den Austausch von Informationen zwischen Systemen, an deren Stelle auch Menschen auftreten können, sondern muss immer gesehen werden als menschliche Verständigungshandlung. Im Anschluss an die Kommunikationsdefinition von Buddemeier, dass Kommunikation entsteht, wenn Zeichengegeben und verstanden werden und wenn sich daraus für den Verstehen den eine vom Zeichengeberbeabsichtigte Handlungsorientierunger gibt, kann man Kommunikation als intentionales Handeln durch Zeichen auffassen und unter linguistischem Interesse den Bereich der Zeichen auf sprachliche Zeichen einengen. Aufgrund dieses Kommunikationsverständnisses gilt es nun, unter Berücksichtigung des Handlungscharakters von Sprachäußerungen den Kompetenzbegriff einer kommunikationsorientierten Grammatik abzustecken [2: 13].
Zentrales Problem der Sprachwissenschaft liegt nach Wunderlich nun darin, zu klären, wie die beiden Ebenen der Konventionalität aufeinander bezogen sind; genauer: “ wie die grammatischen Regeln Eingang und Berücksichtigung finden in den Bedingungen und Regeln für Sprechhandlungen.” 18 Ziel der linguistischen Theorie muss es nach diesen Aussagen Wunderlichs also sein, eine integrative Beschreibung der Regularitäten für den \611zug elementarer Interaktionsform en und der Regularitäten für die Verwendung einzelsprachlicher Ausdrucksmittel zu erstellen [2: 15].
Dittmanns Haupteinwände gegen die Theorie der linguistischen Pragmatik richten sich dann jedoch in erster Linie gegen die Behandlung der Regularitäten der ersten Ebene, was nicht zuletzt auch daher rührt, dass wie Dittmann bemerkt das Erkenntnisinteresse der linguistischen Pragmatik primär beim Aspekt der Situationskonstitutiertheit liegt. Dabei läuft seine Kritik nicht so sehr darauf hinaus, dass es nicht klar wird, innerhalb welcher grammatischen Theorie die Regeln der ersten Ebene zu fassen seien, da in der gegenwärtigen Situation keine im Rahmen einer Sprachhandlungstheorie fundierte Grammatik-Konzeption existiert, für die man sich nur noch zu entscheiden brauchte, als vielmehr auf die generelle Unklarheit der Aussagen Wunderlichs in Bezug auf den Status der involvierten Grammatiktheorie. Er sieht ungerechtfertigte Restriktionen des Gegenstandsbereichs der Linguistik vor allem darin, “dass Wunderlich so etwas wie eine (quasilogische) Semantik für Propositionen vorzuschweben scheint” 20 und dass mit der Orientierung am illokutiven Akt eine Beschränkung auf relativ enge Bereiche einzelsprachlicher Ausdrucksmittel einhergeht, nämlich auf die performativen Verben und die illokutiven Indikatoren, die dann nur in ihrer Funktion eines speziellen illokutiven Aktes in den Blick kommen. Dittmann setzt dagegen die Umkehrung dieser Perspektive als Ziel einer kommunikationsorientierten Grammatik, nämlich mit dem Aufmerksamkeitsfocus auf einzelsprachlichen Ausdrucksmitteln deren Funktion im/zum Vollzug von Sprechakten und Teilakten zu untersuchen. Er sieht in dieser Umkehrung der Perspektive den Vorteil, die systematische und exhaustive Rekonstruktion der für die Äußerung einzelsprachlicher Ausdrucksmittel konstitutiven normativen Regeln leisten zu können. Was die Kritik an Wunderlichs Einschränkung des Gegenstandsbereichs der Linguistik betrifft, ist Dittmann sicherlich Recht zu geben, allerdings setzt die Umkehrung der Perspektive, die ihm als Ausweg vorschwebt, zumindest eine weitergehende Explikation dessen voraus, was unter einem einzelsprachlichen Ausdrucksmittel zu verstehen ist, und wie ein solches abgegrenzt werden kann [2: 16]. Denn versteht man unter einem einzelsprachlichen Ausdrucksmittel ein isoliertes Lexem oder eine grammatische Form, etwa die formale Kennzeichnung des Konjunktivs, so erscheint mir eine Fragerichtung vom Ausdrucksmittel zu seiner Funktion zum Vollzug eines Sprechaktes als nicht legitim, da unter dieser Perspektive die Tatsache nicht zum Tragen kommt, dass zwischen isolierten einzelsprachlichen Ausdrücken und Sprechhandlungen prinzipiell kein Konnex besteht. Ein Konnex zwischen Sprechhandlung und Ausdrucksmittel ergibt sich nur bei der Komplexion von isolierten Ausdrucksmitteln auf der Ebene der Konventionalitätskonstituiertheit. Für eine kommunikationsorientierte Grammatik ist meines Erachtens die primäre Fragerichtung die von der Sprechhandlung zu den Ausdrucksmitteln, vor allem auch unter dem Gesichtspunkt, dass es das Ziel einer kommunikationsorientierten Grammatik ist, die Fähigkeit eines Sprechers/ Hörers, im Einsatz sprachlicher Ausdrucksmittel Sprechhandlungen zu vollziehen, abzubilden [2: 17].
Über die Einwände Dittmanns hinausgehend scheint mir auch die Konzeption der Sprechhandlung von Wunderlich als ungeeignet für den Entwurf einer kommunikationsorientierten Grammatik, die die Fähigkeit zum sprachlichen Handeln im natürlichen Kommunikationszusammenhang abbilden soll. Die Wunderlichsche Konzeption der Sprechhandlung hat einerseits in ihrer Orientierung am illokutiven Akt über die Restringierung des Gegenstandsbereichs der einzelsprachlichen Ausdrucksmittel auf die illokutiven Indikatoren in ihrer Funktion der Signalisierung eines speziellen Sprechaktes hinaus eine Einschränkung der Aufmerksamkeit auf einzelsprachliche Ausdrucksmittel der Satzdomäne zur Folge. Auf diese Weise fallen auch satzübergreifende Ausdrucksmittel aus dem Untersuchungsbereich der linguistischen Pragmatik heraus. Andererseits hat aber auch das primäre Interesse am illokutiven Akt auf der Seite der Handlungskonventionen eine Verkürzung des Ansatzes zur Folge. Zwar bezieht Wunderlich in seine Sprechhandlungskonzeption die Möglichkeit von Sprechhandlungssequenzen als Sprechhandlungen ein, die in ihren Voraussetzungen und Konsequenzen auf andere Sprechhandlungen verweisen und so zu einem Handlungszusammenhang verknüpft sind. Er setzt sich damit von der Sprechaktkonzeption Searles ab, an der Ehlich/Rehbein kritisieren, dass die Sprechakte als isolierte sprachliche Einheiten gefasst werden, die ein Sprecher einem Hörer gegenüber ausführt. Ehlich/ Rehbein verlangen demgegenüber: die Interpretation des Sprechens als Handeln und im Kontext des sonstigen menschlichen Handelns erfordert dagegen eine Umkehrung des Fundierungsverhältnisses: Sprechen ist Bestandteil des Handelns, Sprechen ist Form des menschlichen Verkehrs [2: 18].
Dieser Anspruch einer Situierung der Sprechhandlungstheorie in der gesellschaftlichen Praxis führt dann zur Forderung, “größere kommunikative Schemata herauszuarbeiten”. Abgesehen von der Problematik, wie der Einbettungsrahm en der gesellschaftlichen Praxis, der bei Ehlich/ Rehbein als marxistische Gesellschaftsanalyse intendiert ist, zu beschreiben sei, halte ich aber die Konzeption der Gliederung des Sprechhandlungsraums bei Wunderlich in Sprechaktsequenzen als “größere kommunikative Schem ata” nicht für ausreichend, da sie lediglich die nächstkomplexere Gliederungsstufe des menschlichen Kommunikationsraums darstellt.
Das Kompetenzmodell einer kommunikationsorientierten Grammatik muss also die Komponentenebenen der Sprechhandlungen und der einzelsprachlichen Ausdrucksmittel integrativ umfassen. Es soll das Fähigkeitspotential eines Sprechers/Hörers darstellen, der im kommunikativen Handlungszusammenhang unter adäquater Zeichenäußerung sprachliche Handlungen vollzieht. Dieses Modell muss über Diten konstruiert werden, die auf konkreten Zeichenäußerungen in konkret vollzogenen Kommunikationsinteraktionen beruhen. Denn arbeitet man, wie Wunderlich dies tut, mit selbstkonstruierten Äußerungen in konstruierten Kommunikationszusammenhängen, vergrößert man unnötigerweise die Gefahr der Konstruktion eines “ privaten” Modells, das aufgrund der selbstgeleisteten Datenvorgabe eigene Vorannahm en unkritisch reproduziert [2: 18].
Bevor man jedoch daran gehen kann, konkrete Sprachinteraktionen als Basis für die Datenanalyse auszuwählen, müssen einige Punkte des Beschreibungsvorhabens theoretisch vorgeklärt werden. So muss auf der Ebene der Interaktionsform en dargelegt werden, wie sich die komplexen Kommunikationsvorgänge, die ein Sprachhandelnder in seiner Kommunikationswelt erlebt, beobachtend in Analysekategorien gliedern lassen, d.h. welche Handlungskategorien einer kommunikationsorientierten Grammatik angemessen sind, und im Rahmen welcher handlungstheoretischer Beschreibungsansätze sie anzusiedeln sind. Eine der kommunikationsorientierten Grammatik adäquate Rahmenhandlungstheorie muss es erlauben, intentionales Sprachhandeln als regelgeleitetes zu fassen, wodurch eine Auseinandersetzung mit dem Begriff des intentionalen Handelns unumgänglich wird. Auf der Ebene der Regeln für die Verwendung einzelsprachlicher Ausdrucksmittel ergeben sich weitere Fragestellungen, die ebenfalls zunächst theoretisch angegangen werden müssen. Es erhebt sich gleich die Frage, wie die beiden Ebenen der Kommunikationskompetenz einander vermittelt sind. Lassen sich die Erscheinungsformen der Ebene der Ausdrucksmittel und der Handlung getrennt analysieren und erst dann zu einer integrativen Beschreibung zusammenführen oder bedeutet integrative Beschreibung der beiden Ebenen, dass die Analyse- und Beschreibungskategorien notwendig beiden Ebenen zugleich angehören müssen? Darüberhinaus ist zu klären, welche einzelsprachlichen Ausdrucksmittel in welcher Komplexität Analyse- und Beschreibungsgegenstand sein können. Eine letzte theoretische Vorüberlegung gilt schließlich dem methodologischen Selbstverständnis und Vorgehen der Untersuchung. Nach Abschluss dieser Überlegungen kann man daran gehen, den Untersuchungsansatz zu formulieren und geeignetes konkretes Material für die Untersuchung auszuwählen.
Die Gegenüberstellung einer kommunikationsorientierten Grammatik mit dem Ansatz einer Textgrammatik bezieht sich auf die Arbeit von T. van D ijk37, da in ihr eine generative Textgrammatik am weitesten ausgearbeitet ist und im Gegensatz zu einer großen Anzahl textlinguistischer Arbeiten auch der pragmatisch-kommunikative Aspekt Berücksichtigung findet.
Der wesentliche Unterschied dieser Textgrammatik im Vergleich zur kommunikationsorientierten Grammatik besteht darin, dass in der Textgrammatik der Schwerpunkt auf der Gewinnung des Regelsystems für die sprachlichen Ausdrucksmittel liegt. Die Konzeption der Regeln der sprachlichen Ebene hat Vorrang vor denen der Handlungsseite, die erst sekundär als zusätzliche Komponente unter anderen in die Grammatik eingebaut wird, während eine kommunikationsorientierte Grammatik von der Gleichrangigkeit der beiden Ebenen auszugehen hat, d.h. vor allem auch nie eine Ebene ohne Berücksichtigung der anderen konzipieren darf.
Um nicht ebenfalls diesem Kurzschluss der Textgrammatik zu verfallen, soll im nächsten Abschnitt auf eine handlungsseitig fundierte Basis-oder Ausgangskategorie die einer kommunikationsorientierten Grammatik adäquat ist, reflektiert werden. 1st diese methodische Aussage v. Dijks auf dem Hintergrund etwa des empirisch-induktiven Vorgehens des taxonomischen Strukturalismus zwar verständlich, so stellt v. Dijk doch mit dieser radikalen Einschränkung auf “ hypothetico-deductive reasoning” das weitverbreitete Selbstverständnis der Linguistik als einer “empirischen” Disziplin in Frage. Er setzt damit offensichtlich dies lässt sich aufgrund seiner starken Orientierung an “existing grammars”, die er nur hypothetisch-deduktiv in Richtung auf die Konstruktion globalerer und abstrakterer Regularitäten erweitern will, vermuten die methodische Instanz der Intuition des kompetenten Sprachanalysators absolut, die er in keinerlei Verifikations- bzw. Falsifikationsverhältnis zu Gegebenheiten beobachtbarer Äußerungen bringt. Diesen methodischen Standpunkt kann eine kommunikationsorientierte Grammatik nicht einnehmen, da hier m.E. die methodische Instanz der Intuition überstrapaziert wird. Zweifellos kann sich eine Modifizierung des Empirie-Verständnisses der kommunikationsorientierten Grammatik nur an der Tatsache dieser methodischen Instanz orientieren, ohne jedoch ihre Bindung an Daten aus beobachtbaren Äußerungskorpora völlig negieren zu dürfen. Eine kommunikationsorientierte Grammatik kann methodisch nur erstellt werden über die Abstraktion aus Daten, die auf der Beobachtung kommunikativ-funktionierender Äußerungsmengen, die nicht selbstkonstruiert sein dürfen, beruht [2: 27].
Die Problematik der handlungsseitigen Fundierung einer Ausgangs- oder Basiskategorie der kommunikationsorientierten Grammatik war bisher schon zweimal akut geworden, jedesmal im Zusammenhang mit Searles Vorstellungen dazu innerhalb seiner Sprechaktkonzeption. So war es als gravierende Inkonsequenz der Textgrammatik Dijks angesehen worden, dass sie die Searlesche Kategorie des Sprechaktes als Basiskategorie der pragmatischen Komponente wählt, obwohl Searle den Sprechakt ausschließlich satzbezogen versteht. S.J. Schmidt versucht zwar über seinen Begriff der Textualität, der jede kommunikativfunktionierende Äußerung, also auch eine auf der Komplexionsebene des Satzes, einschließen kann, Searles Aussagen auf Textorientiertheit hin zu korrigieren, steht damit aber im Widerspruch zur konsistenten Argumentation Searles, die durchweg auf die Satzäußerung als die kleinste kommunikative Kategorie ausgerichtet ist. Mit dieser Uminterpretation Schmidts würde außerdem eine wichtige, nämlich die kleinste, Kategorie einer kommunikationsorientierten Grammatik zum Verschwinden gebracht. Fundierungs- oder Ausgangskategorie der kommunikationsorientierten Grammatik kann jedoch nicht die kleinste kommunikative Einheit, sondern aufgrund der Ganzheitlichkeit der Organisation der sprachlichen und nichtsprachlichen Gegenstandsbereiche nur die komplexeste Einheit sein, in der regelgeleitet intentionales Handeln vollzogen wird. Innerhalb der kommunikationsorientierten Grammatik, die sprachliches Handeln unter dem Schwerpunkt der Konventionalitätskonstituiertheit fassen will, erscheint diese komplexeste Einheit auf der Typusebene.
Searles Sprechaktkonzeption muss man dagegen wohl in Übereinstimmung mit der oben ausgeführten Kritik Ehlich/Rehbeins auffassen als Restriktion des Aufmerksamkeitsbereiches auf einen Handlungszug, den ein Sprecher einem Hörer gegenüber im Medium des Satzes vollzieht. Sowohl Ehlich/Rehbein als auch S.J. Schmidt entwickeln über Searle hinausgehende Vorstellungen über Sprachhandlungseinheiten, die sich in minimaler Übereinstimmung der weiteren Ausgestaltung an Wittgensteins Idee vom “ Sprachspiel” orientieren. Diese Geistesverwandtschaft dokumentiert Schmidt in der Wahl des Terminus “Kommunikatives Handlungsspiel” für seine Fundamentalkategorie einer kommunikationsorientierten Linguistik.
Schmidt setzt sich bereits seit einiger Zeit mit dieser Fundamentalkategorie auseinander, die ihre jüngste Formulierung in Schmidt (1973) gefunden hat, die den weiteren Ausführungen zugrunde liegt. Schmidt versteht unter einem kommunikativen Handlungsspiel eine zeitlich und räumlich abgrenzbare Menge von Kommunikationsakten (z.B. einen Dialog, eine Vorlesung, eine Wahlversammlung etc.). Kommunikative Handlungsspiele sind eingebettet in das globale kommunikative Handeln einer Kommunikationsgesellschaft. Insofern geht es bei den kommunikativen Handlungsspielen um Textäußerungen in Kommunikationssituationen, wobei sich die Orientierung der Kommunikationspartner an der jeweiligen Situation auf die sprachliche Ausgestaltung der Textäußerung auswirkt. Kommunikative Handlungsspiele sind dadurch abgrenzbar, dass Kommunikationspartner im Rahmen einer thematischen Orientierung in einem abgegrenzten Wahrnehmungsraum, der bei Anwesenheit der Partner potentielle Gleichartigkeit der Wahrnehmungen zulässt, rollenkomplementär aufeinander bezogen sprachlich handeln. Dieses sprachliche Handeln wird dabei gesehen als Vollzug intentionsgesteuerten, der Rückfrage ausgesetzten, sozialen Handelns. Ein kommunikatives Handlungsspiel ist weiter zeitlich abgrenzbar, lässt aber die Varianz von Kommunikationspartnern zu, sofern dadurch nicht die thematische Orientierung des speziellen Handlungsspiels aufgehoben wird. Kommunikative Handlungsspiele sind also ihrem sozialen Status nach einfache Sozialsysteme im Sinne Luhmanns [2: 28].
Als Begründer der Sprechakttheorie gelten der englische Moralphilosoph Austin und der amerikanische Sprachphilosoph Searle, der Austins Theorie weiterentwickelt hat. Austin studierte in Oxford zunächst klassische Philologie, bevor er sich mit Philosophie eingehender befasste. Sein Ansatz „Other Minds“ (1946) begründete seine Bedeutung als Repräsentant der Normalsprachphilosophie. Er lehrte an der Universität in Oxford Philosophie. Seine Schrift „How to do things with words“ (1962; dt. „Zur Theorie der Sprechakte“, 1972) und „Sense and Sensibilia“ (1962; dt. „Sinn und Sinneserfahrung“, 1975) sind erst postum veröffentlicht worden. Angeregt durch das Sprachspiel-Konzept des österreichischen Philosophen Wittgenstein fasste Austin die menschliche Sprache als eine spezifische Handlungsform auf. Er richtete seine Kritik ganz deutlich gegen die Postulate der analytischen Philosophie, wonach die Grundlage der philosophischen Erörterungen ihre logischen Analysen bilden sollten, um etwaige Mehrdeutigkeiten, Missverständnisse und Widersprüche eliminieren zu können.
Austin wiederholte Kritik Wittgensteins an der Idealsprache, dass sie kein angemessenes Modell für die tatsächliche Sprache darstellt. In seinen Erörterungen über die Natur der Sprache bemerkte er, dass das Hauptinteresse der (Sprach) philosophen vor allem sprachlichen Aussagen galt, die lediglich nach ihrem Wahrheitsgehalt untersucht wurden, also danach, ob sie falsch oder wahr sind. Dieses Unterscheidungskriterium betrifft nach Austin (1962/dt.1975: 27) nur eine eingeschränkte Gruppe von Aussagen, die etwas beschreiben (deskriptiv) oder etwas behaupten (konstativ). Es gibt jedoch viele Äußerungen, die weder falsch noch wahr sind, die weder als deskriptiv noch als konstativ bezeichnet werden können; Austin nannte sie „performative“ Äußerungen, die auf ihr Gelingen bzw. Misslingen begutachtet werden: „Der Name stammt von ‚to perform‘, vollziehen: man vollzieht Handlungen. Es soll andeuten, dass jemand, der solche Äußerung tut, damit eine Handlung vollzieht – man fasst die Äußerung nicht gewöhnlich als bloßes Sagen auf“ (Austin 1962/dt.1975: 28f.). Austin (1962) konzentrierte seine Überlegungen auf die Charakterisierung der Sprechhandlungen, durch die wir Äußerungen tätigen, d.h. er analysierte sprachliche Äußerungen darauf hin, ob und inwiefern sie zugleich Handlungen sind. Dieser handlungstheoretische Ansatz, der in der Folge zum Begriff des „Sprechaktes“ als einer Form menschlichen Handelns führte, bildete eine wesentliche Grundlage für die Etablierung der „Sprechakttheorie“ als Beschreibungskonzept. Er unterscheidet dabei drei Aspekte einer sprachlichen Äußerung:
1. Mit jeder Äußerung wird etwas ausgesagt;
2. Wir können eine Handlung vollziehen, indem wir etwas sagen;
3. Wir können durch den Vollzug einer Handlung, indem wir etwas sagen, eine bestimmte Wirkung erzielen.
Abschließend zeigte Austin, dass die Unterscheidung von perfomativ und konstativ nicht akzeptabel und somit der Gegensatz perfomativ-konstativ aufzugeben ist, auch die Konstative sind Handlungen. Searle hat die Idee einer Sprechakttheorie weiterentwickelt und wirkungsvoll propagiert („Speech Acts“ 1969 dt. „Sprechakte“ 1971). Was Searle in seiner Studienzeit in den fünfziger Jahren in Oxford insbesondere von Austin gelernt hat, fand demnach eine originelle und maßstäblich gewordene Fortsetzung. Auch Searle analysierte Sprachakte als die kleinsten fundamentalen Einheiten der sprachlichen Kommunikation, verstand Sprechen als regelgeleitetes intentionales Handeln und fasste dementsprechend Sprachtheorie als Teil einer umfassenden Handlungstheorie auf. Searl (1971: 19ff.) schlug aber folgende Strukturierung des Sprechaktes vor:
(1) Äußerungsakt (Lokution) umfasst die Äußerung von Wörtern, Morphemen und Sätzen,
(2) Der propositionale Akt umfasst die unvollständigen, d.h. nur im Zusammenhang mit illokutionären Akten vollziehbaren Sprechakte der Referenz (Bezugnahme auf Objekte der außersprachlichen Welt) und Prädikation (Aussage über Welt/Zusprechen von Eigenschaften),
(3) der illokutionäre Akt zeigt an, in welchem Sinne man eine Äußerung macht, bzw. die Äußerung aufgefasst werden soll,
(4) der perlokutive Akt – intendierte Wirkung des Sprechaktes.
Der illokutionäre Akt zeigt also an, in welcher Intention die betreffende Äußerung gemacht wird und in welcher Bedeutung die Äußerung zu verstehen ist. Er gibt daher nicht zwei prinzipiell verschiedene semantische Untersuchungen, nämlich eine Untersuchung der Bedeutung von Sätzen und eine des Vollzugs von Sprechakten. Der Sprechakt, der mit der Äußerung eines Satzes vollzogen wird, bildet allgemein eine Funktion der Bedeutung des Satzes. Denn jeder Satz, der Bedeutung hat, kann aufgrund seiner Bedeutung verwendet werden, um einen bestimmten Sprechakt zu vollziehen. Ebenso ist jeder mögliche Sprechakt im Prinzip exakt als Satz formuliert (vgl. Searle 1971: 32ff.). Mit seinen Ausführungen wollte Searle insgesamt zeigen, inwiefern die Grundeinheit der sprachlichen Kommunikation nicht das Symbol, das Wort oder der Satz ist, sondern die Produktion oder Hervorbringung des Wortes oder des Satzes im Vollzug des Sprechaktes: „Genauer ist die Produktion des Satzes unter bestimmten Bedingungen der illokutionäre Akt, und der illokutionäre Akt ist die minimale Einheit sprachlicher Kommunikation“ (Searle 1971: 44). Besonders einflussreich war seine Taxonomie von Sprechakten (Searle 1979/dt. 1982: 33ff), die sich vor allem auf die Kriterien (a) illokutionäre Absicht, (b) psychische Grundlage und (c) Anpassungsrichtung zwischen Sprache und Welt stützt. Die Sprechakttheorie ist durch ihre zentralen Begriffen wie ‚Sprechabsichten’ bzw. ‚Sprechintentionen‘, ‘Notionen‘ bzw. ‚Verständigungsbereiche‘, sprachliche Mittel‘ und ihre ‚Wirkung‘ sowie ‚Handlungsbezogenheit‘ ist Gemeingut der fremdsprachendidaktischen Welt geworden; sie steht beispielsweise hinter dem Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen [3: 44].

Quellen:

⠀ Deklination des Substantivs. Phonetik mit Plural und Artikel. URL: https://www.verbformen.de/deklination/substantive/?w=Grammatik

⠀ Morgenthaler, Erwin. Kommunikationsorientierte Textgrammatik: Prinzipien einer kommunikationsorientierten Grammatik / Erwin Morgenthaler - 1. A ufl. - D üsseldorf: Pädagogischer Verlag Schwann, 1980. S. 13–58. URL: https://d-nb.info/1125946318/34

⠀ Barbara Sadownik. Die kommunikativ-pragmatische Orientierung im Fremdsprachenunterricht und ihre theoretische Grundlegung – Kritik und Perspektiven aus glottodidiaktischer Sicht: Sprache als eine spezifische Handlungsform. Die Sprechakttheorie von Austin

die Wortarten Substantiv
Одушевленное/неодушевленное abstrakt
Genger feminin
Singular
Nominativ die Grammatik
Genitiv der Grammatik
Dativ der Grammatik
Akkusativ die Grammatik
Plural
Nominativ die Grammatiken
Genitiv der Grammatiken
Dativ den Grammatiken
Akkusativ die Grammatiken