Phraseologie
1. Gesamtheit typischer Wortverbindungen, fester Fügungen, Wendungen, Redensarten einer Sprache; Idiomatik [2]
2. Darstellung, Zusammenstellung der Phraseologie (a) (besonders zu einem Stichwort in einem Wörterbuch) [2]
Gesamtheit aller Redewendungen, die einer Sprache, Sprachgemeinschaft eigentümlich sind.
Phrase f. ‘Redewendung, (leere) Redensart, Floskel’, in der Musik ‘Gruppe von Tönen, die rhythmisch und melodisch eine sinnvolle Einheit bilden’, Entlehnung (Anfang 17. Jh., zuerst im Plural Phrasen) aus spätlat. phrasis, griech. phrásis (φράσις) ‘das Sprechen, Ausdruck (sweise)’, zu griech. phrázein (φράζειν) ‘zu erkennen geben, anzeigen, zeigen, mitteilen’. Nach voraufgehendem Gebrauch der griech.-lat. [3]
Form Phrasis in dt. Texten seit dem 16. Jh. in dem (heute allgemeinsprachlich seltenen, fachsprachlich jedoch üblichen) Sinne von ‘Redewendung, Redeweise, Satz’ steht Phrase (seit Mitte 18. Jh.), besonders der Plural Phrasen (unter Einfluß von frz. phrases) für ‘leere Redensarten’; vgl. die Wendung Phrasen dreschen ‘inhaltloses, leeres Geschwätz vorbringen und wiederholen’ (19. Jh.). [3]
Paraphrase f. ‘Umschreibung eines sprachlichen Ausdrucks, eines literarischen Textes, freie, sinngemäße Übersetzung’, in der Musik ‘freie instrumentale Fantasie über eine (bekannte) Melodie’, entlehnt (18. Jh.) aus lat. paraphrasis, griech. paráphrasis (παράφρασις) ‘erweiternde und verdeutlichende Umschreibung’ (s. para-); seit dem 16. Jh. bereits in griech.-lat. [3]
Form Paraphrasis in dt. Texten bezeugt. paraphrasieren Vb. ‘(verdeutlichend) umschreiben, erklären’, in der Musik‘ (eine Melodie) instrumental in freier Fantasie gestalten’ (17. Jh.); vgl. gleichbed. frz. paraphraser. [3]
Phraseologie f. ‘Gesamtheit der bzw. Lehre von den Redewendungen einer Sprache und ihrer Typologie’ (20. Jh.), ‘leere Redensart’ (Ende 18. Jh.), ‘Redensart, Wortschatz’ (Anfang 17. Jh.); zuerst Phraseologey, nach der griech.-lat. Neubildung phraseologia des deutschen Humanisten M. Neander (eigentlich M. Neumann, 16. Jh.) für eine ‘Sammlung von Redewendungen’. [3]
Beispiele:
die reiche Phraseologie der deutschen Sprache [3]
die Phraseologie einer Berufsgruppe, Fachsprache [3]
Verwendungsbeispiele für ›Phraseologie‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Ihre Untersuchungen, so hieß die Begründung, vermischten die Überbleibsel einer marxistischen Phraseologie mit bourgeoisen soziologischen Theorien. [Die Zeit, 04.04.1975, Nr. 15]
Ebenso offensiv muß sie die pseudorevolutionäre Phraseologie der extremen Linken auf ihren sachlichen Gehalt hin abklopfen. [3]
Dann bricht plötzlich die ganze hochstaplerische Phraseologie, morsch und hohl, zusammen. [3]
Vielleicht sollte das alles einmal in einem Führer durch die Phraseologie der Politik erläutert werden. [3]
Durch ihren gemeinsamen breiten Stil und ihre besondere Phraseologie verraten diese, daß sie von einem Verfasser stammen und Bestandteile einer besonderen Quelle sind. [3]
Gegenstand der Phraseologie (Teilgebiet der Sprachwissenschaft) sind blockverfügbare Einheiten (Wortkomplexe) mit besonderen syntaktischen, pragmatischen und semantischen Eigenschaften. Zu den phraseologischen Einheiten (auch: Idiome, Phraseologismen, Phraseme) zählen unter anderem Kollokationen („sich die Zähne putzen“), Einheiten mit besonderen Lesarten („Jemandem einen Korb geben“), aber je nach verwendeten Kriterien auch satzwertige Einheiten (Sprichwörter, geflügelte Worte, Aphorismen etc.). In der Veranstaltung werden vor allem behandelt:
- Syntaktische, pragmatische und semantische Einteilungskriterien; Typen phraseologischer Einheiten [4]
- psycholinguistische Aspekte (Spracherwerb, Fragen der Rezeption und des Verstehens)
- Varietäten (Jugendsprache, Fachsprache) [4]
- sprachgeschichtliche Aspekte [4]
- Phraseologismen in der Werbung [4]
- unterrichtsbezogene Aspekte [4]
- lexikographische Aspekte: phraseologische Wörterbücher und Phraseologismen in Wörterbüchern [4]
Bedeutung/Definition
1) Linguistik: ohne Plural: Teildisziplin der Linguistik, die sich mit den Phraseologismen, den Redewendungen, befasst. [5]
2) Linguistik: Gesamtheit der Phraseologismen einer Sprache [5]
3) Linguistik: Sammlung von Phraseologismen [5]
Begriffsursprung
Determinativkompositum, zusammengesetzt aus dem Substantiv Phrase, dem Gleitlaut -o- und dem gebundenen Lexem -logie
Synonyme
1) Idiomatik
Übergeordnete Begriffe
1) Linguistik, Sprachwissenschaft
Anwendungsbeispiele
Die Phraseologie befasst sich mit den festen Wortverbindungen.
„Da jedoch die Einheiten des phraseologischen Bestandes die Merkmale der Reproduzierbarkeit, Lexikalität, Idiomatizität und Stabilität in unterschiedlichem Grade besitzen, der außerordentlich heterogene Bestand nach unterschiedlichen Kriterien geordnet werden kann, sind ebenfalls in der sowjetischen Linguistik Bestrebungen entstanden, die Phraseologismusforschung, die Phraseologie, als neue linguistische Disziplin zu betrachten…“
„Zum Sprachsystem gehören aber nicht nur grammatische und lexikalische Einheiten, sondern auch solche der Phraseologie, d. h. die Wortverbindungen oder Redewendungen, die dem Sprecher zur Verfügung stehen.“
Der Phraseologismus "Jemanden in die Pfanne hauen" gehört in eine Phraseologie des Deutschen. [5]
Wortbildungen
phraseologisch, Phraseologismus [5]
Teilgebiet der Sprachwissenschaft, in dem Eigenschaften von festen Fügungen beschrieben werden.
Die Phraseologie ist der Theoriebereich zu Einheiten, die größer als ein Wort sind und die als Ganzes gelernt werden müssen. Der Ausdruck wird teils auch auf die Einheiten selbst bezogen, so in „Die Phraseologie des Deutschen“. Für die Einheiten insgesamt gibt es die Bezeichnungen: Idiom (vgl. das Stichwort), phraseologische Einheit, Phrasem und Phraseologismus. Zum Gegenstandsbereich zählen Einheiten, die als feste Wortverbindungen im Gedächtnis abrufbar sind; sie werden also nicht jedes Mal neu produziert, sondern sind als „blockverfügbare“ Einheiten reproduzierbar. Neben der Reproduzierbarkeit sind Kriterien zur Abgrenzung von anderen Einheiten: Es handelt sich um Wortkomplexe (Polylexikalität); und sie sind relativ stabil (Stabilität), weil sie nur in Grenzen abwandelbar sind. Unterschieden werden syntaktische, morphologische, pragmatische und semantische Besonderheiten. Im Rahmen kontrastiver Untersuchungen wird z.B. untersucht, welche Bildspenderbereiche (z.B. Fuß, Hand) in Sprachen gleich, ähnlich, oder unterschiedlich sind (vgl. jmdm. stehen die Haare zu Berge/someone’s hair stands on end). Einen Kernbereich bilden Einheiten, bei denen sich die Bedeutung nicht durch die Aufrechnung der Bedeutungen ihrer Bestandteile erschließen lässt: jmdm. einen Korb geben z.B. ist neben der „wörtlichen“ Bedeutung gewöhnlich im Sinne von „jmdn. zurückweisen“ zu verstehen. [6]
Zu Einheiten unterhalb der Satzebene zählen z.B. so bezeichnete Phraseolexeme der Art bei jmdm. einen Stein im Brett haben. Untertypen sind insbesondere so bezeichnete phraseologische Vergleiche (lügen wie gedruckt) und Zwillingsformeln (mit Hängen und Würgen). Weiter werden hierzu Einheiten unterschieden, die leicht vorhersagbar sind: so bezeichnete Nominationsstereotype (öffentliche Meinung) und Kollokationen, nämlich bevorzugte Kombinationen wie sich die Zähne putzen (und nicht etwa: waschen). Funktionsverbgefüge sind Kombinationen der Art zur Aufführung bringen. Eine Besonderheit stellen so bezeichnete unikale Elemente dar, weil hier Einheiten eines älteren Sprachzustands konserviert sind, so mit Kind und Kegel oder auch fröhliche Urständ feiern. [6]
Satzwertige phraseologische Einheiten sind z.B. so bezeichnete Routineformeln wie Kopf hoch und guten Appetit, die als situative Stereotype (vgl. das Stichwort) fungieren. Dazu zählen vor allem auch Sprichwörter (vgl. das Stichwort) und so bezeichnete Sagwörter. Diese bestehen aus einem Zitat oder Sprichwort, nennen dann den Urheber, und enden mit einer überraschenden Pointe:Alles mit Maßen, sagte der Schneider, und schlug seine Frau mit der Elle tot. Als Phraseoschablonen oder tautologische Formeln werden Einheiten wie Dienst ist Dienst oder sicher ist sicher bezeichnet. Hinzugestellt werden auch Aphorismen, Sentenzen und andere Einheiten, die von Schriftstellern verfasst sind, sich durch Originalität auszeichnen, und die oft eine geistreiche Pointe beinhalten. Eine Sonderstellung nehmen nach Georg Büchmann so bezeichnete Geflügelte Worte ein. Es handelt sich dabei um Zitate mit Nachweisbarkeit der Quelle, so gegen Windmühlen kämpfen (nach Cervantes). [6]
Für die Lexikographie (vgl. das Stichwort) stellt sich die Frage, wie (in welcher Nennform) diese Einheiten in allgemeinen einsprachigen und zweisprachigen Wörterbüchern anzuführen sind und wie sie innerhalb von Wörterbuchartikeln an- und eingeordnet werden sollen. Große Probleme stellen sich bei der Auswahl geeigneter Bedeutungsangaben. Spezialwörterbücher zu diesen Einheiten sind die in großer Vielfalt verbreiteten phraseologischen Wörterbücher. [6]
⠀ Phraseologie. Deklination des Substantivs. – Ressource: https://www.verbformen.de/deklination/substantive/?w=Phraseologie
⠀ Phraseologie. DUDEN Wörterbuch. – Ressource: https://www.duden.de/rechtschreibung/Phraseologie
⠀ Phraseologie. – Ressource: http://www2.gs.uni-heidelberg.de/kvv/vz_imperia_show_item.php?vid=406
⠀ Phraseologie. PONS. Online-Wörterbuch. – Ressource: https://de.pons.com/%C3%BCbersetzung/deutsche-rechtschreibung/Phraseologie