Phonologie
Teilgebiet der Sprachwissenschaft, das sich mit der Funktion der Laute in einem Sprachsystem beschäftigt; Phonematik, Phonemik [2]
Die Phonologie untersucht die Funktion der bedeutungsunterscheidenden Sprachlaute einer Sprache. „Die Funktion untersuchen“ bedeutet in diesem Zusammenhang, dass die Phonologie sich mit den Eigenschaften, der Verteilung, den Kombinationsregeln und Gesetzmäßigkeiten innerhalb dieses Systems befasst.
Wenn man anstatt des ersten Lautes im Wort „Land” ein [h] spricht, entsteht ein neues Wort: „Hand”. Die Bedeutung des Wortes hat sich geändert. Das Wort „Land” bedeutet etwas anderes als das Wort „Hand”. Bei den Lauten [h] und handelt es sich demnach im Deutschen um Phoneme, also um bedeutungsunterscheidende Sprachlaute. Wenn man sie auswechselt, entstehen neue Wörter.
Man hat sich übrigens darauf geeinigt, dass man Phoneme durch Schrägstriche notiert: /h/ und /l/. [3]
Wenn man alle Phoneme einer Sprache sammelt, kann man sie in einem Phonemsystem darstellen. Ein Phonemsystem ist sozusagen eine Bestandsliste der Phoneme, die in einer Sprache theoretisch existieren. Das deutsche Phonemsystem enthält zum Beispiel die Phoneme /p/, /t/ und /b/, /d/ aber auch die Phoneme /ʃ/ und /l/. [3]
Während die Phonetik Laute als physiologisch-akustisches Ereignis untersucht, ist Phonologie die wissenschaftliche Untersuchung der sprachlichen Verwendung von Lauten, d.h. sie untersucht, in welcher Weise das universelle menschliche Lautbildungspotential in einzelnen Sprachen ausgeschöpft wird. Der Gegenstand der Phonetik ist die Lautsubstanz, der Gegenstand der Phonologie die phonologische Form.
Die Veranstaltung ist eine Einführung in die Phonetik und Phonologie allgemein, jedoch mit besonderer Berücksichtigung des Englischen und Deutschen.
Einführung: Grundbegriffe
Die Sprechwerkzeuge und Terminologie
Luftstromprozeß (inklusive Betonung)
Phonation (inklusive Intonation)
Der oro-nasale Prozeß
Konsonanten: Artikulationsweisen und Artikulationsstellen
Vokale und Diphthonge
Phonologie (Theorie und Methodologie)
Phonologische Merkmalssysteme
Phonologische Prozesse
Silbenphonologie
Eine Voraussetzung für die erfolgreiche Beschäftigung mit Phonetik und Phonologie ist die Beherrschung des internationalen phonetischen Alphabets. Dazu werden regelmäßig Transkriptionsübungen durchgeführt. [4]
Dafür stehen auch Hilfsmittel (z.B. phonetische Zeichensätze, Programme zur Lautanalyse) im Computerlabor des Fachbereichs (CIP-Labor A3390) bereit. Die Nutzung dieser Rechner ist nur angemeldeten Angehörigen des Fachbereichs möglich. Formulare für die Anmeldung liegen im CIP-Raum bereit. [4]
Die Phonologie hingegen befaßt sich mit der Verwendung von Lauten in der menschlichen Sprache und also in Einzelsprachen. Es wird untersucht, wie sich einzelne Sprachen bestimmte Laute zunutze machen, wie diese Laute in einer Sprache verteilt sind und welche Funktion sie in dieser Sprache haben. Das Ziel dabei ist u.a., die in einer Sprache vorkommenden phonologischen Gesetzmäßigkeiten zu ermitteln und somit das der Sprache zugrunde liegende Lautsystem zu entschlüsseln.
Die Untersuchung der Bildung von Lauten einerseits und der Lautstruktur von Sprache oder einer Einzelsprache andererseits ist keine abgehobene, abstrakte Beschäftigung. Beide Fachrichtungen sind wissenschaftliche Disziplinen, die eng an konkretem Material arbeiten und deren Erkenntnisse einer ganzen Reihe von Tätigkeitsfeldern zu Gute kommen.
Ein großes Anwendungsgebiet für Phonetik und Phonologie ist natürlich das Gebiet des Fremdsprachenlernens und -lehrens. Als Lehrer/Lehrerin im Fremdsprachenunterricht sollte man nicht nur in der Lage sein, Aussprachefehler von Schülern zu erkennen, sondern auch, diese Fehler angemessen zu korrigieren. Bei bestimmten, in der Muttersprache nicht vorkommenden Lauten, können bei der Aussprache Probleme auftauchen. In solchen Fällen ist es nützlich, zu wissen, wie diese Laute gebildet werden, um so konkrete Hinweise zur Aussprache geben zu können.
Die beiden Bezeichnungen Phonetik und Phonologie sind aus dem griechischen Wort φψνή (pho:ne:) abgeleitet, welches 'Laut, Stimme' bedeutet. Die beiden wissenschaftlichen Disziplinen Phonetik und Phonologie haben also etwas mit Lauten zu tun, und zwar mit solchen Lauten, die von Menschen mithilfe ihrer Sprechwerkzeuge hervorgebracht werden, und als Bestandteil menschlicher gesprochener Sprache fungieren können. In der traditionellen Grammatik werden diese Teilgebiete analog zu den anderen sprachwissenschaftlichen Teilgebieten wie Wortlehre (Morphologie), Bedeutungslehre (Semantik) oder Satzlehre (Syntax) unter der Bezeichnung Lautlehre abgehandelt. Lautlehre ist nach einer Wörterbuchdefinition die "Wissenschaft von den Lauten, ihrer Erzeugung in den Sprechwerkzeugen, ihrer Entwicklung und Geschichte (Phonetik) u. ihrer Funktion in den sprachlichen Systemen (Phonologie) als Teilgebiet der Sprachwissenschaft." [5]
Die Bezeichnung Phonologie wird in zwei Bedeutungen verwendet, einmal als Synonym für Lautlehre insgesamt, einmal für die Teildisziplin, die sich mit der "Funktion von Lauten in den sprachlichen Systemen" beschäftigt. [5]
Während die Phonetik Sprachlaute unter einem physiologisch-akustischem Aspekt betrachtet, untersucht die Phonologie Sprachlaute unter einem linguistischen Aspekt. Das soll bedeuten, daß in der Phonologie untersucht wird, auf welche Art und Weise das menschliche Lauterzeugungspotential in einzelnen Sprachen ausgeschöpft wird und welche phonologischen Gesetzmäßigkeiten für diese Sprachen gelten. Der Gegenstand der Phonetik ist die Lautsubstanz, der Gegenstand der Phonologie ist die Lautform. Für die beiden Begriffe Substanz und Form finden sich bei Crystal (1980) die folgenden Definitionen:
Definition 1.1. Substanz (engl. substance)
Der Terminus Substanz bezieht sich auf das undifferenzierte konkrete Rohmaterial, aus dem Sprache aufgebaut ist, d.h. die Schallwellen der Rede (phonische Substanz) bzw. die sichtbaren Merkmale der "Schreibe" (graphische Substanz). [5]
Definition 1.2. Form
Der Terminus Form meint die abstrakten Strukturen oder Relationsgeflechte, die der Substanz durch die Sprache "übergestülpt" werden. Die Substanz wird durch die Sprache geformt und in Einzelsprachen in je spezifischer Weise.
Mit Substanz ist hier ganz wörtlich der materielle Stoff gemeint, aus dem Sprache besteht: aus Schallwellen bei gesprochener Sprache, aus Schriftzeichen bei geschriebener Sprache. Natürlich kommt diese Substanz nicht unabhängig von einer bestimmten Form, also einer bestimmten Sprache, vor. Ist den Rezipienten, also den Hörern bzw. Lesern, diese Form allerdings unbekannt, wie es bei einer 'fremden', z.B. nicht derselben Sprachfamilie wie die Muttersprache angehörenden Fremdsprache der Fall ist, so verbleibt bei der Perzeption nur die Substanz, die ohne Kenntnis der Form nicht interpretierbar ist.
Während für die Phonetik alle Eigenschaften von Sprachlauten relevant sind, befaßt sich die Phonologie primär mit deren linguistischen Funktionen. Deshalb kann die Phonologie auch als funktionale Phonetik bezeichnet werden. Die Hauptaufgabe und Funktion von Sprachlauten ist es, der Identifikation linguistischer Einheiten zu dienen. Mit linguistischer Einheit sind hier Morpheme, Wörter, Sätze usw. gemeint. Um diese Einheiten identifizieren zu können, müssen sie voneinander unterscheidbar sein, und diese Unterscheidbarkeit wird durch Sprachlaute gewährleistet. Die Frage nach Unterschieden und Kontrasten ist in diesem Kontext für die Linguistik also sehr bedeutsam. Die Phonetik untersucht dabei hauptsächlich Unterschiede in der Lautsubstanz, welche für die Phonologie insbesondere dann eine Rolle spielen, wenn ein entsprechender Unterschied in der Funktionalität und also in der Lautform vorliegt. [5]
⠀ Phonologie. Deklination des Substantivs. – Ressource: https://www.verbformen.de/deklination/substantive/?w=Phonologie
⠀ Phonologie. DUDEN Wörterbuch. – Ressource: https://www.duden.de/rechtschreibung/Phonologie
⠀ Was ist Phonologie? – Ressource: https://linguistik.online/2021/10/02/was-ist-phonologie/
⠀ Phonetik und Phonologie. Einleitung und allgemeine Grundbegriffe. – Ressource: http://www.fb10.uni-bremen.de/khwagner/phonetik/kapitel1.aspx