Modalität
Modus · modal · Modalität
Modus m. ‘Art und Weise, Verfahrensweise’ (16. Jh.), Übernahme von lat. modus ‘Maß, Ziel, Vorschrift, Art und Weise’. Bereits bei den lateinischen Grammatikern steht modus auch für die Aussageweise des Verbs und wird in diesem Sinne schon im 15. Jh. in die Fachsprache der dt. Grammatik aufgenommen. Bis heute gilt für Modus in allen seinen Bedeutungen der der lat. Flexion folgende Plural Modi. Dazu die gelehrten Ableitungen nlat. modalis (16. Jh.) und modal Adj. (Grammatik) ‘die Art und Weise bezeichnend’, allgemein ‘durch die Verhältnisse bedingt’ (19. Jh.); vgl. frz. modal (16. Jh.). Modalität f. ‘Art und Weise (des Seins, des Denkens, der Aussage), Ausführungsart’ (18. Jh.); vgl. frz. modalité (16. Jh.) [2].
Art und Weise, wie etw. geschieht, ausgeführt wird, Bedingung, Verhältnis, Umstand
Beispiele:
o für die anderen Kaufverträge gelten die gleichen, verschiedene Modalitäten
o es ist noch nicht erforscht, unter welchen Modalitäten sich dieser Prozess vollziehen wird
o er wurde beauftragt, die Modalitäten ihrer Zusammenarbeit, der Wahlen, Vermögensübertragung auszuarbeiten
o ich bat Sie hierher, um gewisse Modalitäten Ihres Auftrags zu umgrenzen
Verwendungsbeispiele für ›Modalität‹
Es geht hier um die Analysis der ineinandergreifenden Modalitäten des Seins. [Hirschberger, Johannes: Geschichte der Philosophie, Bd. 2: Neuzeit und Gegenwart. In: Bertram, Mathias (Hg.) Geschichte der Philosophie, Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1952], S. 1703]
Sie kennt keine Richtungen mehr, sondern rechnet nur noch mit »Modalitäten«. [Randwijck, S. C. van: Niederlande. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1960], S. 13499]
Aufgrund dieser Modalitäten sind die Chancen für das Zustandekommen der entsprechenden Beschlüsse in der Praxis außerordentlich gering. [o. A. [rast]: UNO-Sanktionen. In: Aktuelles Lexikon 1974-2000, München: DIZ 2000 [1981]]
Diese Untersuchung erfolgt unter Anwendung der neuen Modalitäten für die Verwaltung der Hilfe. [Archiv der Gegenwart, 2001 [1969]]
Zu den Modalitäten des Transfers, der völlig unerwartet angekündigt worden war, äußerte er sich geheimnisvoll [2].
Bedeutungen:
1. Art und Weise, näherer Umstand, Bedingung, Einzelheit der Durchführung, Ausführung, des Geschehens o. Ä.
Gebrauch
bildungssprachlich
Grammatik
meist im Plural
BEISPIEL: alle Modalitäten in Betracht ziehen [3]
2. das Wie (Wirklichkeit, Möglichkeit oder Notwendigkeit) des Seins, Geschehens, Werdens o. Ä.
Gebrauch
Philosophie
Grad der Bestimmtheit einer Aussage bzw. der Gültigkeit eines Urteils
Gebrauch
Logik
(in unterschiedlicher sprachlicher Form ausdrückbares) Verhältnis des bzw. der Sprechenden zur Aussage bzw. der Aussage zur Realität oder Realisierung
Gebrauch
Sprachwissenschaft [3]
Modalität ist der Art der Sinneswahrnehmung (Sehen, Hören, Tasten, Riechen usw.), bezieht sich auf die jedem Sinnesbereich eigenen Reiz- und Wahrnehmungsqualitäten, z.B. für die akustische Modalität Schallreize und Tonerlebnisse, für die optische Modalität Lichtreize und Sehwahrnehmungen. Die Wahrnehmung von Raum, Zeit und Intensität beruht hingegen in der Regel auf intermodalen Qualitäten. So verschmelzen Hör-, Seh- und Tastraum meist zu einem einheitlichen Sinnesraum. Auch bereitet es uns kaum Schwierigkeiten, die Intensität einer Schall- oder Lichtwahrnehmung intermodal zu vergleichen, sie z.B. in einen entsprechenden Kraftaufwand beim Betätigen eines Handdynamometers umzusetzen (Psychophysik). Als amodal bezeichnet man schließlich das Fehlen (bzw. Abweichen) von den für eine Modalilität spezifischen Reiz- und Wahrnehmungsbedingungen. So scheint uns z.B. eine in der Reizvorlage nicht bzw. nur teilweise enthaltene Figur sich anschaulich vollständig hinter einer anderen Figur fortzusetzen (amodale Ergänzung) [4].
Anwendungsbeispiele
Zunächst müssen die Modalitäten geklärt werden.
Psychologie-Fachgebärdenlexikon: Modalität [Internetbeleg]
Sprachlich ausgedrückt wird Modalität unter anderem von Modalverben … [Internetbeleg]
In einem Satz wie: „Er soll ja angeblich seinen Bruder ohne Einhaltung der Vorschriften gefördert haben“ kommt in den Wörtern „soll“ und „angeblich“ eine Distanzierung des Sprechers vom Sachverhalt und damit Modalität zum Ausdruck. (Der Sprecher gibt eine Behauptung wieder, ohne sie sich zu eigen zu machen.)
„Modalität im engeren Sinne wird durch die drei Modi im Deutschen ausgedrückt: Indikativ, Konjunktiv und Imperativ, wodurch Aussagen, Wünsche, Aufforderungen, Befehle und dergleichen ausgedrückt werden können…“ [5]
Praktische Beispiele
„Ein Kläger sah die Bundesrepublik als 'Organisation einer Modalität einer Fremdherrschaft': Er und andere 'Reichsbürger' dürfen laut einer Gerichtsentscheidung von den Behörden nun entwaffnet werden.“ [5]
„Über die Modalitäten wurde laut dem Anwalt von Kaepernick Stillschweigen vereinbart.“
„Der frühere FBI-Direktor Comey hat sich mit dem Justizausschuss des US-Repräsentantenhauses über die Modalitäten seiner Aussage verständigt.“ [5]
„Hannover (www.aktiencheck.de) – Die zunehmende Skepsis über eine rechtzeitige Verständigung auf die Modalitäten des Austritts Großbritanniens aus der EU setzen dem Pfund zu, so die Analysten der NORD LB.“ [5]
„Der Brandenburger Stadtsportbund und die Mehrzahl der Parteien wollen das 100.000-Euro-Förderprogramm auch im nächsten Doppelhaushalt fortsetzen. Offen sind die Modalitäten, zum Beschluss des Förderprogramms.“ [5]
„Ziel der neuen Modalität ist es, die Bekämpfung von Covid-19 gemäß den Empfehlungen der Gesundheitsbehörden zur Wahrung der sozialen Distanz zu unterstützen.“ [5]
„In der krisenbedingten Konsum-Zwangspause hat diese Art des Einkaufens einen wahren Boom erlebt: Zwischen Jänner und Mai 2020 haben 2 Millionen Verbraucher mit der Modalität ‚Click & Collect‘ online gekauft.“ [5]
„Elf Verhandlungsrunden waren nötig, um die Modalitäten festzulegen.“ [5]
„Es irritiert, dass der Bundesanwalt mit der Gerichtskommission noch die Modalitäten seines Rücktritts aushandeln will.“ [5]
„Die Kredite zur finanziellen Unterstützung der Wirtschaft waren in der Kommission unbestritten. Bei den Modalitäten will sie aber nachbessern.“ [5]
Modalität ist die Art und Weise, in der eine Sache erscheint. Gegenstand eines Teilgebiets der formalen Logik. Aristoteles unterscheidet zwei Modalitäten, anhand derer die Zuschreibung eines Prädikats zu einem Subjekt beurteilt werden kann: die Notwendigkeit und die Möglichkeit. Die Logik fügt noch zwei entgegengesetzte Modalitäten hinzu: die Kontingenz und die Unmöglichkeit. Bei Kant ist die Modalität eine der vier Urteilsfunktionen, nach denen die Kategorien gebildet werden, mit deren Hilfe der Verstand die Phänomene ordnet. Sie fügt dabei dem Inhalt nichts hinzu, sondern dient nach Kant vor allem dazu, die drei Formen eines Urteils zu unterscheiden, die die Vernunft hervorbringen kann: die apodiktische, also notwendige, (wie: „2 + 2 = 4“), die assertorische, wirkliche, (wie: „die Sonne scheint“) und die problematische, also mögliche (wie: „Existiert Gott?“). Ab den 1930er Jahren vervollständigt die Berücksichtigung der Modalität die von Frege und Russell erneuerte formale Logik. Die Modallogik erlaubt es, Aussagen der Art: „Es ist möglich, dass X kommt“ oder: „X muss kommen“ zu formalisieren. Die Arbeiten von Lewis und vor allem von Kripke zeigen, dass die Logik auf diese Weise auch die Idee der „möglichen Welten“ in die Überprüfung von Aussagen integrieren kann. Diese Erweiterung hat zu einer Differenzierung und Spezifizierung der Logik geführt. So schließt beispielsweise in den Wissenschaften die „epistemische Logik“ den Wissensstand des Akteurs mit ein, indem sie das Bekannte, das Fragwürdige, das Ausgeschlossene und das Plausible formalisiert. Und in der Moral ermöglicht die „deontische Logik“ die Formalisierung der vier grundlegenden Beziehungen, die man zum Recht haben kann: das Obligatorische, das Verbotene; das Erlaubte; und zuletzt das Fakultative [6].
Für die im Rahmen der vorliegenden Arbeit vertretene theoretische Begriffsbestimmung von epistemischer Modalität und insbesondere für die Anlage der empirischen Analyse ist es von zentraler Wichtigkeit, zunächst wissermaßen einen ‚Schritt zurück‘ zu machen, um zu sehen, worin sich die grundlegende Funktionalität von Modalität auszeichnet. Nur diese Vorgehensweise erlaubt es, ausgehend von einer gemeinsamen Grundbedeutung, die auszeichnenden Eigenschaften epistemischer Modalität festzulegen. In Kap. 2. wird also die Begriffsbestimmung von Modalität in den Fokus genommen, zunächst durch eine kritische Abhandlung der bestehenden Forschungsliteratur (Kap. 2.1.); in Kap. 2.2. wird das semantische Spektrum dessen, was traditionell unter dem Schlag-wort der Modalität zusammengefasst wird, diskutiert. Die Besprechung der epistemischen Semantik wird dabei eher knapp gehalten, da ihr ein eigenes Kapitel (Kap. 3.) gewidmet ist. In Kap. 2.3. schließlich wird ein Vorschlag zur Begriffsbestimmung von Modalität präsentiert, der die Grundlage der weiterführenden Analysen darstellt. 2.1Forschungsstand Sprachwissenschaftliche Arbeiten, die unter dem Schlagwort der Modalität subsumiert werden, sind in nahezu unüberschaubarer Anzahl vorhanden. Diese Masse an Forschungsarbeiten dezimiert sich jedoch drastisch, wenn diejenigen Arbeiten gesondert betrachtet werden, die die Bedeutung ihres Untersuchungs-bereichs nicht als a priori gegeben annehmen und ohne Diskussion voraussetzen, sondern sich (unter anderem) der Definition von Modalität widmen.18 In den meisten Fällen sucht man eine allgemeingültige und am konkreten Sprachmaterial überprüfbare Begriffserklärung bis dato vergebens, im Gegenteil: Unter Modalität werden häufig sehr heterogene, scheinbar unzusammenhängende Phänomenbereiche verstanden, was auf zwei zentrale Faktoren zurückgeführt werden kann: die semantische Vielschichtigkeit dessen, was unter Modalität verstanden wird, und ihre heterogene Realisierung in einer Einzelsprache wie dem Deutschen. [7]
Modalität ist eine komplexe, zugleich übereinzelsprachliche wie einzelsprachliche Katego-rie: Sie kommt (möglicherweise) in jeder Sprache vor, und in welcher Sprache auch immer sie vorkommt, wird sie durch eine heterogene Vielfalt sprachspezifischer Ausdrucksmittel realisiert. So wird sie im Deutschen außer als Modus (Indikativ, Konjunktiv und Imperativ) oder Verbaladjektiv (Gerundiv(um))
1 auch durch spezielle Verblexeme (Modalverben und Modalitätsverben)
2 ausgedrückt, ferner durch Lexeme verschiedener anderer Wortarten (Modalwörter, Modalpartikeln, Modaladverbien sowie Modaladjektive und Modalsubstantive),
3 durch die Konstruktionen des Typs sein und haben mit dem Infinitiv (die sog. modalen Infinitive),
4 durch adjektivische Wortbildungsmorpheme wie -bar, -lieh, -wert, -würdig etc., durch Tempora (Futur, futurum in praeterito).
5 Im Italienischen, dessen modale Ausdrucksmittel wir hier denen des Deutschen gegenüberstellen wollen, wird Modalität außer mit einigen beiden Sprachen gemeinsamen Formen auch mit einer Fülle spezifischer Mittel ausgedrückt. [8]
Modalität bezeichnet in der Sprachwissenschaft eine besondere Art von sprachlicher Bedeutung, die sich zum Beispiel mit Ausdrücken einstellt wie den Modalverben müssen, können, mit Adverbien wie möglicherweise, vielleicht, bestimmt und vielen anderen Arten von Ausdrücken (und die auch manchmal ohne äußere Kennzeichnung bleibt). Das Besondere an solchen modalen Aussagen ist, dass nicht Einzeltatsachen der wirklichen Welt festgestellt werden, sondern andersartige oder weitergehende Aussagen gemacht werden, die Vergleiche verschiedener „Szenarien“ oder „Möglichkeiten“ enthalten. Beispiele für modale Aussagen im Deutschen, und wie sie die Bedeutung eines einfachen Satzes abwandeln, sind:
Einzeltatsache: „Der Hund hat die Wurst gefressen.“
Modalisierte Aussage: „Der Hund könnte die Wurst gefressen haben.“
(Der Zusatz des Modalverbs könnte bewirkt hier, dass die Wahrheit der einfachen Behauptung offengelassen wird, sie wird als ein „Szenario“ präsentiert, das neben anderen denkbaren Szenarien steht.) [9]
Einzeltatsache: „Ich ging ohne Abendessen ins Bett.“
Modalisierte Aussage: „Ich musste ohne Abendessen ins Bett gehen.“
(Der Zusatz des Modalverbs musste bewirkt hier eine weitergehende Aussage. Etwa: „Es gab keine Alternative.“) [9] Die Abgrenzung des Gebiets der Modalität wird in der Sprachwissenschaft allerdings nicht einheitlich gesehen; es lassen sich im Wesentlichen zwei Traditionen unterscheiden:
Zum einen wird Modalität als eine Kategorie aufgefasst, die Sachverhalte charakterisiert, nämlich dahingehend, dass sie nicht der Wirklichkeit angehören, sondern sich auf bestimmte nicht wirkliche Szenarien erstrecken. Die sprachliche Seite der Modalität besteht dann darin, was inhaltlich über Sachverhalte außerhalb der Wirklichkeit ausgesagt wird, und mit welchen sprachlichen Mitteln diese Inhalte ausgedrückt werden. Theorien der Modalität verwenden dann Modelle, die allgemein in der Darstellung des Satzinhalts verwendet werden (Satzsemantik), und schließen an philosophische Konzeptionen von Modalität an, die auch der Modallogik zugrunde liegen.
In Konkurrenz dazu steht eine Auffassung, dass Modalität wesentlich mit der Kennzeichnung von subjektiven Haltungen eines Sprechers zu einer Aussage zu tun hat. Modalität erscheint dann nicht als Bestandteil eines ausgesagten Inhalts, sondern als eine Art, wie ein Sprecher seine Aussage gegenüber der Welt der Tatsachen positioniert. Der Modalitätsbegriff reicht dann mehr in die linguistische Pragmatik hinüber.
Solche konkurrierenden Konzeptionen von Modalität haben auch Auswirkungen darauf, welche Phänomene überhaupt als „modal“ bezeichnet werden. Als Konsens ist aber erkennbar, dass die Bedeutungen von Modalverben wie können, müssen, dürfen typische Fälle von Modalität darstellen.
Modalität ist zu unterscheiden vom Modus als grammatischer Kategorie (also Indikativ, Konjunktiv, Imperativ etc.), auch wenn in der Interpretation der Modi Konzepte der Modalität herangezogen werden können. Modalität ist keine grammatische, sondern eine inhaltlich definierte Kategorie [9].
⠀ Deklination des Substantivs. Phonetik mit Plural und Artikel. URL: https://www.verbformen.de/deklination/substantive/?w=Modalit%C3%A4t
⠀ Modalität. DWDS. URL: https://www.dwds.de/wb/Modalit%C3%A4t
⠀ Modalität. DUDEN Wörterbuch. URL: https://www.duden.de/rechtschreibung/Modalitaet
⠀ Modalität. URL: https://www.spektrum.de/lexikon/psychologie/modalitaet/9864
⠀ Modalität. Wortbedeutung. URL: https://www.wortbedeutung.info/Modalit%C3%A4t/
⠀ Modalität in Philosophie. URL: https://www.philomag.de/lexikon/modalitaet
⠀ Was ist Modalität? URL: https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/9783110620382-002/pdf
⠀ Zur Definition von Modalität. URL: https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/9783110918670.15/pdf
⠀ Modalität. Wikipedia. URL: https://de.wikipedia.org/wiki/Modalit%C3%A4t_(Sprachwissenschaft)