Litotes
Redefigur, die durch doppelte Verneinung oder durch Verneinung des Gegenteils eine vorsichtige Behauptung ausdrückt und die dadurch eine (oft ironisierende) Hervorhebung des Gesagten bewirkt (z. B. nicht der schlechteste [= ein guter] Lehrer; nicht unwahrscheinlich = ziemlich wahrscheinlich; er ist nicht ohne Talent = er hat Talent). [2]
Die Litotes ist gekennzeichnet durch verstärkte Hervorhebung eines Begriffs durch Untertreibung, durch die Verneinung oder Abschwächung seines Gegenteils.
Die Litotes (altgriech. λιτότης, litótes = Einfachheit, Sparsamkeit, Zurückhaltung) ist eine rhetorische Figur. Sie gehört zur Gruppe der Wortfiguren. Zudem gehört sie inhaltlich zur Gruppe der rhetorischen Figuren der Wertung.
Sie ist gekennzeichnet durch verstärkte Hervorhebung eines Begriffs
• durch Untertreibung,
• durch die Verneinung oder
• durch Abschwächung seines Gegenteils.
Das heißt, dass etwas Positives durch die Verneinung des Gegenteils ausgedrückt wird.
Beispiele
• kein dummer Gedanke: Jemand hat einen klugen Gedanken gehabt.
• Wir haben nicht wenig gelacht: Wir lachten viel.
• nicht übel: Sehr gut oder zumindest mehr als gut
• nicht gerade einer der Tapfersten: ein Feigling [3]
Die Litotes (altgriechisch λιτότης litótēs, deutsch ‚Sparsamkeit‚ Zurückhaltung‘, zu altgriechisch λιτός litós, deutsch ‚schlicht, einfach‘) ist die Stilfigur der doppelten Verneinung (z. B. nicht unüblich) oder der Verneinung des Gegenteils (z. B. nicht selten). [4] Damit kann zum Beispiel eine Behauptung vorsichtig ausgedrückt oder eine Aussage abgeschwächt werden (Untertreibung). Aber auch eine Hervorhebung kann indirekt bewirkt werden. Die Litotes taucht oft im Rahmen von Ironie auf. [4]
Beispiele
Doppelte Verneinung:
• „Er hat damit nicht unrecht“ (= Er hat damit recht)
• „nicht ohne Witz“ (= witzig)
Verneinung des Gegenteils:
• „nicht wenig“ (= viel)
• „nicht übel“ (= gut)
• „unwissend“ (= dumm) [5]
Ein bekanntes Beispiel aus dem Englischen ist not amused. Zum Beispiel bedeutet She is not amused wörtlich ‚Sie ist nicht erfreut‘, dahinter verbirgt sich jedoch eher die Bedeutung „Sie ist verärgert“. Die Ausdrucksweise veranschaulicht, dass eine Aussage („verärgert“) durch die Verneinung des Gegenteils („nicht erfreut“) abgeschwächt werden kann. Sie eignet sich dadurch für höfliche Ausdrucksweisen, aber auch für die ironische Verwendung. [5]
Ein lateinisches Beispiel ist non ignorare für ‚genau wissen‘ (von non ‚nicht‘, und ignorare ‚verkennen‘).
„Falsche Litotes“
In vielen Sprachen, auch in deutschen Dialekten, stellt die doppelte Verneinung tatsächlich eine Bekräftigung der Verneinung dar ('negativer Concord'):
• Unser Bruder Melcher, der wollt' ein Reiter werden, hatt er doch kein Pferdchen nicht, konnt er keiner werden
• bayerisch: Des is koa Sünd ned ‚Das ist keine Sünde nicht‘
• italienisch: Non è niente di serio ‚das ist nicht nichts Ernstes‘ (Bedeutung: Das ist nichts Ernstes)
• tschechisch: Nemám nic ‚Ich habe nichts nicht‘ (Ich habe nichts)
• englisch: I can't get no satisfaction (Ich kann nicht genug bekommen); We don’t need no education (Wir brauchen keine Bildung); Ain't no sunshine (Die Sonne scheint nicht)
• französisch: Non, je ne regrette rien (Ich bereue nichts)
• spanisch: No he visto nada (Ich habe nichts gesehen)
• niederländisch: Ik zou dat nooit niet doen (Ich würde das nicht machen)
• ungarisch: Nem megyek sehová. (Ich gehe nirgendwohin.) [5]
Die Litotes ist ein Stilmittel, das durch die doppelte Verneinung eine Aussage bejaht oder diese durch Untertreibung in den Vordergrund drängt. Das bedeutet, dass die Litotes das Gegenteil zum Ausdruck bringt oder das Gemeinte abschwächt, um es im Eigentlichen zu verstärken. Die Litotes ist eine Stilfigur, die Dinge hervorhebt und mit Hyperbel und Ironie verwandt ist.
Das Wort leitet sich aus dem Altgriechischen ab (λιτότης, litótēs) und lässt sich mit Einfachheit, Sparsamkeit oder auch Zurückhaltung. Die Übersetzung verdeutlicht recht genau, was es im Eigentlichen mit der Stilfigur auf sich hat. Immerhin verweist diese auf einen Sachverhalt, indem sie diesen gekonnt abmildert oder auch verneint, um ihn hervorzuheben. Schauen wir auf ein Beispiel.
Es ist keine Kleinigkeit ein Elfchen zu schreiben. [5]
Die Litotes liegt im Beispielsatz auf den Wörtern „keine Kleinigkeit„. Denn hierbei wird zum Ausdruck gebracht, dass es eben eine große Angelegenheit ist und dies geschieht durch die Negation (Verneinung) des Wortes „Kleingkeit“. Der Satz sagt also etwas aus, das er nicht beinhaltet. Er bejaht etwas, indem er es verneint.
Dieses Beispiel für die Litotes dreht auch das Eigentlich-Gemeinte um. Der Freund wird als „nicht-hässlich“ beschrieben, wobei gemeint ist, dass ebendieser Freund „schön“ ist. Auch hier haben wir es mit einer Bejahung durch die doppelte Verneinung zu tun.
Weiterhin kann das Stimittel zum Einsatz kommen, indem es das Gesagte abschwächt und nicht verneint. Dabei wird der benannte Begriff schwächer gemacht, um diesen im Eigentlichen enorm zu steigern. Auch hierbei können wir auf ein Beispiel aus der Alltagssprache schauen.
Die Litotes liegt hier auf dem Diminutiv Sümmchen. Ein Diminutiv ist eine Verkleinerungsform des Substantivs und wird häufig für Verniedlichungen gebraucht. Allerdings wird durch das Verkleinern des Substantivs Summe durch die Silbe „chen“ zum Ausdruck gebracht, dass es sich um einen stolzen Betrag handelt. Hier verneint die Litotes nicht, sondern schwächt den Ausdruck ab und verstärkt ihn so (vgl. Understatement).
Anfangs wurde beschrieben, dass die Stilfigur der Litotes eng mit der Hyperbel und Ironie verwandt ist. Diese Behauptung soll nun genauer beschrieben werden.
Die Hyperbel beschreibt eine starke Übertreibung oder auch Abschwächung eines Begriffs wie etwa die Aussage Ich weinte ein Meer aus Tränen. Diese ist natürlich nur als Bild zu verstehen, da kein Mensch auch nur annährend so viele Tränen vergießen kann.
Allerdings ist die Hyperbel dabei ebenso eine indirekte Form der Hervorhebung eines Sachverhalts und ebendies kann natürlich auch auf die Litotes zutreffen. Reduzieren wir die Hyperbel auf das offenkundige Steigern einer Aussage, bildet die Litotes sogar das inhaltliche Gegenstück, da sie durch das starke „Abschwächen“ eine Aussage trifft.
Verwandt ist die Litotes aber auch mit der Ironie. Das liegt darin begründet, dass beide Stilfiguren eine Aussage gewissermaßen verschleiern. Der Sprecher kann dabei eine überlegene Haltung einnehmen, da durch die Verneinung keine direkte Stellungnahme erforderlich ist.
Der Unterschied zwischen Litotes und Ironie ist allerdings, dass die Ironie das Gegenteil von dem sagt, was sie meint und nicht darüber hinausgeht.
Hyperbel
Ich fühlte den Schmerz der Welt. [5]
Litotes
Du bist nicht gerade die hellste Kerze im Leuchter. [5]
Ironie
Du bist mir ja ein schöner Freund. [5]
Litotische Formulierungen bejahen eine Aussage durch die doppelte Verneinung, dadurch kann eine Aussage unterstrichen werden.
Weiterhin kann eine Aussage jedoch auch übertrieben abgeschwächt dargestellt werden. Dies ist eine Form des „Understatements“, also des Kleinermachens.
Die Stilfigur ist mit der Hyperbel und Ironie verwandt und hebt einen Sachverhalt stärker hervor. [5]
Die Litotes ist mit der Ironie und der Hyperbel verwandt.
Sie betont das Gesagte durch eine Bejahung mithilfe doppelter Verneinung, Verneinung des Gegenteils oder Untertreibung bzw. Abschwächung.
Es kommt zu einer Veränderung auf der Bedeutungsebene.
Eine Litotes wird als versteckte Kritik, Anerkennung oder Bewunderung oder zum Entschärfen einer Aussage verwendet.
Eine Litotes ist ein Stilmittel der Rhetorik und wird oft verwendet, um eine Bedeutung auszudrücken, ohne sie mit direkten Worten auszusprechen. Das passiert, indem das Gemeinte nicht direkt gesagt, sondern mit anderen Worten umschrieben wird. Durch das "Verpacken" der Worte wird die eigentliche Bedeutung hervorgehoben. [6]
Die Litotes ist ein sogenannter Tropus. Als Tropen werden die Stilmittel bezeichnet, die eine Austauschfunktion besitzen. Die Litotes zählen daher innerhalb der rhetorischen Stilmittel zu den Substitutionsfiguren. Das bedeutet, sie ersetzt einen Ausdruck durch einen anderen. Das Gemeinte wird nicht direkt gesagt, sondern mit anderen Worten ausgedrückt. Umgangssprachlich wird das auch als "im übertragenen Sinne" bezeichnet. In Texten oder Reden bewirkt das eine lebendigere oder bildhaftere Gestaltung. Neben der Litotes zählen z. B. die Metapher, die Synekdoche, der Euphemismus oder die Ironie zu den Tropen.
Anwendung der Litotes
Um eine Aussage mithilfe einer Litotes hervorzuheben, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Du kannst es entweder mit einer Bejahung durch doppelte Verneinung, mit einer Untertreibung bzw. Abschwächung des Gesagten oder Verneinung des Gegenteils machen.
Litotes als Bejahung durch doppelte Verneinung
Bei einer Litotes durch doppelte Verneinung werden zwei verneinende Partikel bzw. verneinende Pronomen verwendet. Negationspartikel bzw. -pronomen im Deutschen sind:
keine, keiner, keines
niemand
nicht, nichts
Mit einer doppelten Verneinung wird die Aussage bejaht. Du drückst nämlich einen positiven Sachverhalt aus. Unten findest Du zwei Beispielsätze:
"Ich glaube nicht, dass das niemand gesehen hat." [6]
Bedeutet: "Ich glaube, irgendjemand hat das gesehen." [6]
"1 + 1 sind 2. Ich kenne keinen Menschen, der das nicht weiß." [6]
Bedeutet: "Jeder weiß das." [6]
Insbesondere im zweiten Beispielsatz wird verdeutlicht, dass die Litotes eng mit der Ironie verwandt ist. Der ausgedrückte Sachverhalt, dass 1 + 1 = 2 ergibt, scheint so einfach zu sein, dass das wirklich jeder Mensch weiß. Dass Ironie in dieser Litotes steckt, erkennst Du auch daran, dass es unmöglich ist, jeden Menschen auf der Welt zu kennen.
Litotes als Verneinung des Gegenteils
Ähnlich wie bei der doppelten Verneinung kommt es bei der Verneinung des Gegenteils zu einer Bejahung. Allerdings wird hier das Negationspartikel nur einmal verwendet. Die zweite Verneinung erfolgt durch das Gegenteil des Sachverhalts, den Du eigentlich ausdrücken willst.
"Der Hund ist nicht gerade klein." [6]
Bedeutet: "Der Hund ist (ziemlich) groß." [6]
"Das Kunstwerk ist nicht günstig." [6]
Bedeutet: "Es ist teuer." [6]
"Er ist nicht sehr begabt darin, mit Menschen umzugehen." [6]
Klingt freundlicher als: "Er hat keine Sozialkompetenzen." [6]
"Du bist auch nicht mehr der Jüngste." [6]
Klingt freundlicher als: "Du bist alt." [6]
Litotes als Hervorhebung durch Untertreibung
Eine Untertreibung hat den Zweck, eine Aussage abzuschwächen, z. B. in Form von Diminutiva. Das heißt, man hängt einem Substantiv die Endung "-chen" oder "-lein" an, um es sprachlich zu verkleinern bzw. zu verniedlichen. Durch das sprachliche Abschwächen wird der eigentliche Inhalt der Aussage hervorgehoben. Du kannst Diminutiva verwenden, um die Größe einer Sache ironisch zu betonen:
"Das ist ein nettes Sümmchen." [6]
Hervorgehobene Bedeutung: "Es handelt sich um viel Geld." [6]
Eine Hervorhebung durch das Diminutiv kommt oft zum Einsatz, wenn man über die Leistungen oder den Besitz eines anderen spricht. Durch eine Untertreibung drückt man indirekt seine Bewunderung, Zustimmung oder Anerkennung aus.
Eine Untertreibung kann auch wie im folgenden Beispiel aussehen:
"In Deutschland regnet es an dem einen oder anderen Tag schon mal." [6]
Bedeutet: "Es regnet öfter." [6]
Damit Untertreibungen funktionieren und auch als solche verstanden werden, müssen Sprecher*innen und Hörer*innen gemeinsame Kenntnisse über die Situation haben. Eine Person, die das Wetter in Deutschland kennt, wird das oben genannte Beispiel sicher als Untertreibung verstehen. Stattdessen könnte jemand anderes, der das Land nicht kennt, tatsächlich denken, dass es in Deutschland nur sehr wenig regnet.
Der Unterschied zwischen Litotes, Hyperbel und Ironie
Wie zu Anfang erwähnt, sind Litotes, Hyperbel und Ironie miteinander verwandt. Alle drei rhetorischen Stilmittel spielen mit der Veränderung auf der Bedeutungsebene.
Hyperbel: Eine Hyperbel hebt einen Sachverhalt durch starke Übertreibung hervor. Sie ist das sprachliche Gegenteil zur Litotes, obwohl die Funktion des Hervorhebens gleich ist.
Ironie: Verwendet man Ironie, so meint man das Gegenteil von dem, was man sagt. Wie bei der Litotes ist die Bedeutung des Gesagten indirekt und verschleiert.
Litotes – Wirkung
Wie bereits erwähnt verwendet man die Litotes, um den Inhalt einer Aussage zu betonen oder die Aussage zu entschärfen. In den Nachrichten, Reportagen oder Interviews werden abmildernde Formulierungen benutzt, um beim Publikum eine Wirkung hervorzurufen. Vergleiche dazu die folgenden beiden Sätze miteinander:
"Der Bär ist ein nicht ungefährliches Tier." [6]
"Der Bär ist ein gefährliches Tier." [6]
Im ersten Satz wird das Gegenteil verneint und wirkt damit harmloser als die direkte Aussage im zweiten Satz. Der erste Satz lässt zudem Platz für eine Interpretation im Sinne von: Der Bär kann unter Umständen gefährlich werden. Das wird vom Publikum positiver wahrgenommen als der Inhalt im zweiten Satz. Dieser bestätigt ganz direkt, dass der Bär in jedem Fall gefährlich ist.
Auch Komiker*innen greifen auf dieses Stilmittel zurück. Die inhaltliche Aussage wird verschleiert und das Publikum wird dazu verleitet, die eigentliche Bedeutung der Aussage selbst herauszufinden. Somit wird die Komik verstärkt. Gerade die Untertreibung ist eine Form, die die Komiker nutzen, um eine satirische Bemerkung zu machen.
Neben Anerkennung lässt sich auch Überraschung mit diesem Stilmittel äußern. Vergleiche dazu diese beiden Beispielsätze miteinander:
"Das ist sehr gut!" [6]
"Nicht schlecht!" [6]
Beide Sätze haben die gleiche Bedeutung, dass etwas gut ist. Der zweite Satz lässt aber auch die Vermutung zu, dass die sprechende Person mit einem anderen Ergebnis (nämlich einem schlechteren) gerechnet hat. Die ursprüngliche Erwartung wurde übertroffen und die Person ist positiv überrascht. [6]
⠀ Deklination des Substantivs. – Ressource: https://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/deutsch/artikel/deklination-des-substantivs#
⠀ Litotes. DUDEN. Wörterbuch. – Ressource: https://www.duden.de/rechtschreibung/Litotes
⠀ Litotes. Studymaster. – Ressource: https://www.studysmarter.de/schule/deutsch/rhetorische-stilmittel/litotes/