Lexikographie
Bedeutung/Definition
Linguistik: Teilgebiet der Linguistik, das sich mit der Theorie und Praxis der Erstellung von Wörterbüchern beschäftigt
Anwendungsbeispiele
„Durch die Jahrhunderte hindurch entwickelte sich die Lexikographie zu einer selbständigen Wissenschaft.“ [2]
„Die Fragen nach dem Aufbau von Wörterbüchern, welche Informationen sie geben sollen, welche Wörter aufgenommen werden sollen, beschäftigen die Lexikographie schon über mehrere Jahrhunderte.“ [2]
„Helmut Heißenbüttel beklagte, dass der »Bereich der sogenannten Tabuwörter« von der Lexikographie immer noch stiefmütterlich behandelt werde…“ [2]
Praktische Beispiele
„Forscher des neu gegründeten Zentrums für digitale Lexikographie wollen das größte deutsche Online-Wörterbuch erstellen. Ein Gespräch mit Projektleiter und Sprachwissenschaftler Wolfgang Klein.“ [2]
„Das Zentrum für digitale Lexikographie will ein digitales Informationssystem schaffen, das die deutsche Sprache in all ihren Spielarten erfasst- und hörbar macht.“ [2]
„Das 'Zentrum für digitale Lexikographie der deutschen Sprache' erarbeitet deshalb nun ein Online-Wörterbuch.“ [2]
„Die Akademie der Wissenschaften zu Göttingen beteiligt sich mit dem Vorhaben ‚Wortgeschichte digital‘ an dem lexikographischen Großprojekt ‚Zentrum für digitale Lexikographie der deutschen Sprache‘.“ [2]
„Am Nachmittag sollte an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften in Berlin die offizielle Auftaktveranstaltung des 'Zentrums für digitale Lexikographie der deutschen Sprache' stattfinden.“ [2]
„Bildlich gesehen hat die Lexikographie einiges mit der Hochseefischerei gemeinsam.“ [2]
„Dies bestätigt sich mir unter anderm auch durch das, was Groeber in seinem Artikel Vulgärlateinische Substrate romanischer Wörter in reicher Fülle zusammenstellt.“ [2]
„Man muss aber wegen der großen Schwierigkeit, die diese Lexikographie hat, an die vorhandenen nicht zu große Anforderungen machen.“ [2]
„Diese Vernachlässigung der Linguistik erforderte eine gründlichere und gesonderte Bearbeitung, weshalb denn auch die Anführung und Kritik der vorhandenen linguistischen und lexikographischen Werke von der nachstehenden Literatur ausgeschlossen und in den besondern Abschnitt von der Gaunersprache und Lexikographie verwiesen ist.“ [2]
„Die Designation enthält noch ein Actenmäßiges Supplementum, dessen letzte Blätter wegen der dort alphabetisch aufgeführten jüdisch-deutschen Gaunervocabeln sehr schätzbar und wichtig sind und in der Lexikographie besondere Berücksichtigung finden werden.“ [2]
Bedeutung:
wissenschaftliche, kulturelle Praxis, die die Erstellung bzw. Zusammenstellung von Nachschlagewerken und digitalen Informationssystemen, vor allem von Wörterbüchern und Lexika, zum Gegenstand hat.
Beispiele:
Um die Pflege des deutschen Wortschatzes soll sich das »Zentrum für digitale Lexikographie der deutschen Sprache« kümmern, welches vor Kurzem seine Arbeit aufgenommen hat. In dem Projekt soll ein digitales Informationssystem entwickelt werden, das den deutschen Wortschatz und seine Veränderungen umfassend beschreibt. [3]
Nichts geht mehr ohne Digitalisierung. Davon ist auch die Lexikografie nicht ausgenommen. Wie sich Technik in der Lexikografie für die Recherche, das Verfassen und die Analyse von Wörterbüchern nutzen lässt, erklärt Sarah Ogilvie von der Stanford University in einem englischsprachigen Vortrag […]. Darüber hinaus wird sie zeigen, wie sich durch digitale Tools und Methoden immer wieder neue Fragestellungen und neues Wissen in der Lexikografie und der Lexikologie ergeben. [3]
Das Handwerk des Lexikografen bleibt […] auch in der digitalen Lexikografie unverändert. Aber einige Grundsätze der traditionellen Lexikografie werden obsolet. Den Telegrammstil der gedruckten Nachschlagewerke braucht es nicht mehr, da es keine Platzbeschränkung mehr gibt. [3]
Sein Nachschlagewerk [das »Papias Vocabulista« des italienischen Lexikografen Papias] gilt als das erste »moderne« Wörterbuch. Es entstand um 1050, 700 Jahre vor dem Wörterbuch von Samuel Johnson, dem vor allem im angelsächsischen Raum nachgesagt wird, die professionelle Lexikografie erst begründet zu haben. [3]
Die Lexikografie ist eine langsame Wissenschaft an einem sich schnell verändernden Objekt [der Sprache]. [3]
Er erhält die Ehrung für seine Verdienste um die italienische Sprachwissenschaft, besonders für seine Arbeit auf dem Gebiet der Lexikografie, die sich mit dem Erstellen von Wörterbüchern befasst. [3]
Tatsächlich besteht die hohe Kunst der Lexikographie darin, Informationen umfassend und verständlich zugleich darzustellen. [3]
Jacob Grimms Arbeiten auf dem Gebiet der deutschen Grammatik, der Sprachgeschichte und Lexikographie, wie sie im »Deutschen Wörterbuch« Niederschlag fanden, machten ihn schon zu Lebzeiten in der gelehrten Welt bekannt. [3]
Etymologie:
Lexikon · lexikalisch · Lexikograph · Lexikographie · Lexem
Lexikon n. ‘(meist alphabetisch) geordnetes Nachschlagewerk allgemeiner oder fachlicher Art, Wörterbuch’, gelehrte Entlehnung (17. Jh.) von spätgriech. lexikón, eigentlich lexikón biblíon (λεξικὸν βιβλίον) ‘Wörterbuch’, dem substantivierten Neutrum des von griech. léxis (λέξις) ‘Rede, Ausdrucksweise, Wort’ abgeleiteten Adjektivs lexikós (λεξικός) ‘ein Wort, eine Redensart betreffend’, zu griech. légein (λέγειν) ‘auflesen, sammeln, sagen, sprechen, vortragen, vorlesen’ (vgl. lat. legere, s. Legion). Die dt. Entsprechung Wörterbuch (s. Wort) kommt um die gleiche Zeitauf wie Lexikon. lexikalisch Adj. ‘das Wörterbuch betreffend, zum Wörterbuch, Wortschatz gehörig’ (18. Jh.). Lexikograph m. ‘Verfasser, Bearbeiter eines Wörterbuchs, Lexikons’, aus gleichbed. spätgriech. lexikográphos (λεξικογράφος); dazu Lexikographie f. ‘(Wissenschaft von der) Zusammenstellung und Abfassung eines Wörterbuchs, Lexikons’ (beide 17. Jh.), s. -graph, -graphie. Lexem n. ‘kleinstes sprachliches Zeichen, Wortschatzelement, lexikalische Einheit’, gelehrte Bildung (Martinet, 1963) zu griech. léxis (s. oben). [3]
Lexikographie ist [griechisch] die Beschreibung des Wortschatzes einer Sprache oder mehrerer Sprachen in Wörterbüchern. Die Formen der Darstellung (Auswahl des Materials, Information über die jeweiligen Stichwörter und deren Anordnung) hängen davon ab, ob es sich um ein- oder mehrsprachige Wörterbücher, um ein Sach-, Bedeutungs-, Valenz- oder rückläufiges Wörterbuch handelt, ob mit dem Wörterbuch eine Gemeinsprache, Fachsprache oder Mundart erfasst werden soll. Die übliche Anordnung der Stichwörter ist die nach dem Alphabet, jedoch kann das Material auch nach inhaltlichen Gesichtspunkten zusammengestellt werden (semantisch-systematische Ordnung). Von großer Bedeutung für die Lexikographie ist die Schwerpunktsetzung entweder auf eine möglichst objektive Beschreibung des Sprachgebrauchs oder auf eine präskriptive Normsetzung. [4]
Die Lexikografie oder Lexikographie (altgriechisch λεξικὸν βιβλίον lexikòn biblíon „Wörterbuch“ und γράφω „schreibe“, vgl. -graphie) beschäftigt sich mit dem Erstellen von Wörterbüchern. Das Erstellen eines Wörterbuches ist ein komplexer und meist langwieriger Prozess. Bei allen größeren Projekten wird die Arbeit von mehreren Personen ausgeführt. Sie führt zu einem gedruckten Wörterbuch, einem elektronischen Wörterbuch oder zu einer lexikalischen Datenbank, die Grundlage für beides sein kann.
Phasen der Erstellung eines Wörterbuches
In der Planungsphase wird der Wörterbuchgegenstand (z. B. die Sprache Goethes) und die Wörterbuchbasis (z. B. ein Korpus der von Goethe verfassten Texte) festgelegt. Das notwendige Arbeitsmaterial – Korpus, weitere Literatur, Computer, Software etc. – wird bereitgestellt. In der Planungsphase werden außerdem Musterartikel erstellt und ein Leitfaden, an dessen Festlegungen sich alle beteiligten Lexikografen zu halten haben. Das Manual legt vor allem das Informationsprogramm fest, das für jeden Typ von Beschreibungseinheit zu erstellen ist.
In der nächsten Phase werden die Einheiten ausgewählt, die als Lemmata bearbeitet werden sollen (z. B. die 100.000 häufigsten Wörter der deutschen Gegenwartssprache).
In der Hauptphase werden Artikel für das Wörterbuch erstellt. Beschreibungsgegenstand sind dabei die zuvor ausgewählten Lemmata. Die Bearbeiter stützen sich dabei auf die Materialien der Wörterbuchbasis, also Belege, und auf ihr eigenes Wissen.
Die fertigen Artikel werden in meist mehreren Zyklen überarbeitet und korrigiert, bis jeder Artikel von der Projektleitung abgesegnet ist.
Der letzte Schritt ist die Aufbereitung des Materials für den Druck oder für den Zugriff über die Schnittstelle eines elektronischen Wörterbuchs.
Nach ihrem Erscheinen auf dem Markt werden viele Wörterbücher immer wieder überarbeitet, aktualisiert und neu aufgelegt. So ist das Rechtschreibwörterbuch von Duden im Jahr 2009 bereits in der 25. Auflage erschienen und enthält ca. 5000 neue Einträge.
Nicht jedes Projekt umfasst alle Phasen und in dieser Reihenfolge. Viele Phasen überschneiden sich in einem konkreten Projekt zeitlich. Insbesondere eine vorgängige Auswahl der Einheiten ist gerade bei Langzeitprojekten oft nicht gegeben.
Die Lexikografie hat in ihrer im 16. Jahrhundert einsetzenden Geschichte eine eigene Werkstattsprache entwickelt, die für Laien nicht unbedingt verständlich ist.
Der lexikografische Prozess, seine Produkte, die Wörterbücher, ihre Geschichte, Struktur und Benutzung sind Gegenstände der Metalexikografie (Wörterbuchforschung). Gelegentlich wird aber auch die wissenschaftliche Beschäftigung mit Wörterbüchern als Lexikografie bezeichnet.
Verwandte Disziplinen
Die Lexikografie ist eng verwandt, aber nicht identisch mit der sprachwissenschaftlichen Disziplin der Lexikologie. Die Lexikologie untersucht systematisch Teile des Wortschatzes einer Sprache, ohne diesen aber vollständig kodieren zu wollen.
Die Enzyklopädik bzw. Enzyklopädistik beschäftigt sich mit dem Erstellen von enzyklopädischen Nachschlagewerken. [5]
Obwohl sie synonym zu sein scheinen, sind sie es nicht. In diesem Fall sprechen wir von Lexikographie, wenn wir eine Erklärung der Wörter oder eine Zusammenstellung derselben erwähnen, wie es bei Wörterbüchern der Fall ist. Nach allem, was wir sagen können, ist es ein eher theoretischer Teil, der für die Entwicklung dieser Wörterbücher verantwortlich ist. Es stimmt zwar, dass es einen theoretischen und auch einen praktischen Teil hat. Von seinem Ursprung Was Sie suchen, ist die Erklärung jedes der Wörter aber allgemein. Während die Lexikologie mehr ins Detail ging.
Es sollte klargestellt werden, dass es sich nicht nur auf die Ausarbeitung des Wörterbuchs konzentriert, wie wir es kommentiert haben. Aber wenn man seine Arbeit etwas genauer studiert, basiert sie auch auf der Struktur, Typologie oder bestimmten Verbindungen, die Wörter haben können. In Wörterbüchern sehen wir also gesammelte Informationen wie das zu definierende Wort, zusätzlich zu etymologischen Details, die Morphologie und Wortklasse. [6]
⠀ Deklination des Substantivs. – Ressource: https://www.verbformen.de/deklination/substantive/?w=Lexikographie
⠀ Lexikographie. Wortbedeutung. – Ressource: https://www.wortbedeutung.info/Lexikographie/
⠀ Lexikographie. DWDS. – Ressource: https://www.dwds.de/wb/Lexikografie
⠀ Henning Bergenholtz, Sven Tarp: Die moderne lexikographische Funktionslehre. Diskussionsbeitrag zu neuen und alten Paradigmen, die Wörterbücher als Gebrauchsgegenstände verstehen. In: Lexicographica. International Annual for Lexicography. Vol. 18, 2002, I
⠀ Stefan Engelberg, Lothar Lemnitzer: Lexikographie und Wörterbuchbenutzung (= Stauffenburg Einführungen. Bd. 14). Stauffenburg, Tübingen 2001, ISBN 3-86057-285-7.
⠀ Colin Good: Lexicography and Linguistic Theory with Special Reference to German. In: New German Studies. 15, 1988, S. 81–110.
⠀ Oskar Reichmann: Historische Lexikographie. Ideen, Verwirklichungen, Reflexionen an Beispielen des Deutschen, Niederländischen und Englischen (= Studia Linguistica Germanica 111). de Gruyter, Berlin/Boston 2012, ISBN 978-3-11-028255-9.
⠀ Herbert Ernst Wiegand: Wörterbuchforschung. Untersuchungen zur Wörterbuchbenutzung, zur Theorie, Geschichte, Kritik und Automatisierung der Lexikographie. Teilband 1. de Gruyter, Berlin/New York NY 1998, ISBN 3-11-013584-1.