Hyperbel
Eine Hyperbel in der Sprache ist eine starke Übertreibung. Hier erfährst du anhand von Beispielen, was du unter diesem Stilmittel verstehst und wie du es erkennen kannst. Schau dir auch gleich das Video dazu an!
Der Begriff „Hyperbel“ leitet sich von dem altgriechischen Wort hyper bállein ab, das so viel wie „über das Ziel hinauswerfen, übertreffen“ bedeutet. Mit der Hyperbel als Stilmittel schießt du also mit einer Aussage über das Ziel hinaus und übertreibst. [2]
Schon das Beispiel vom Anfang ist ein typischer Fall von Übertreibung in der Alltagssprache. Wenn du darauf achtest, fallen dir bestimmt viele solcher Aussagen auf! Zum Beispiel hast bestimmt einige dieser Sätze schon das ein oder andere Mal gehört oder selbst gesagt:
„Ich bin wirklich todmüde! Ich schlafe schon fast im Stehen ein. Heute Nacht schlafe ich bestimmt wie ein Stein.“ [2]
„Ich habe einen so einen Bärenhunger, ich könnte einen ganzen Elch verspeisen.“ [2]
„Friseursalons gibt es in dieser Stadt ja wie Sand am Meer.“ [2]
„Das habe ich dir doch schon hundert Mal erklärt!“ [2]
„Warum machst du denn alles in so einem Schneckentempo?“ [2]
In der Werbung wird die Hyperbel als Stilmittel genutzt, um das Produkt einer Marke besonders hervorstechen zu lassen. Die Käufer sollen den Eindruck erhalten, das Produkt sei das beste auf dem Markt und übertreffe die Konkurrenz.
In der Literatur wird die Hyperbel als Stilmittel dazu genutzt, einen Text nicht nur übertrieben, sondern auch besonders ausdrucksstark und gefühlvoll zu gestalten. Das Stilmittel kommt in allen literarischen Epochen und Gattungen vor. In einigen Literaturepochen ist es aber sehr häufig anzutreffen: Im Sturm und Drang, der Romantik und dem Expressionismus. [2]
Die Hyperbel ist ein Stilmittel, das uns in allen literarischen Gattungen begegnet. Die Stilfigur beschreibt dabei eine starke Übertreibung, um eine Gefühlsintensität maximal und gesteigert wiederzugeben. Diese Übertreibung kann mitunter einen Begriff bis über die Glaubwürdigkeit hinaus verfremden und sogar einen komischen Effekt haben.
Häufig erscheint die Hyperbel in der Form einer Metapher. Die beiden rhetorischen Stilmittel verstärken sich so gegenseitig in ihrer Wirkung und Ausdruckskraft.
Bei der Metapher wird eine Beschreibung aus einer Begriffswelt in eine andere übertragen, z. B.: »Er ist mein Fels in der Brandung.« [3] Das Bild des Felsens, an dem sich die Wellen brechen, steht für Stärke und Unerschütterlichkeit.
Werden Metapher und Hyperbel miteinander verknüpft, so kommt das Merkmal der Übertreibung hinzu: »Er ist mein Herkules.« Auch hier steht ein Bild, die griechische Sagenfigur des Herkules, stellvertretend für Kraft und Haltung (Metapher). Dass die gewählte mythologische Figur ein Halbgott mit übermenschlichen Fähigkeiten ist, dient der Verstärkung und Steigerung des Bildes (Hyperbel).
Die Hyperbel in der Werbung
Werbung lebt davon, das von ihr Beworbene im besten Licht darzustellen. Darum wird die Hyperbel hier häufig verwendet. Der Wahrheitsgehalt eines Slogans ist oft zweitrangig gegenüber seiner Funktion, ein Produkt anzupreisen und gegenüber der Konkurrenz herauszustellen. So behauptet die Marke hohes C, ihr Orangensaft sei »so wichtig wie das tägliche Brot«. Der private TV-Sender Kabel eins brüstet sich damit, »die besten Filme aller Zeiten« auszustrahlen, während der öffentlich-rechtliche NDR sich selbstsicher als »das Beste am Norden« bezeichnet. [3]
Dabei spielt die Nähe der Hyperbel zur Ironie heutzutage eine besondere Rolle. Werbebotschaften des 20. Jahrhunderts wie: »Wäscht so weiß, weißer geht’s nicht« (Dash) sind für übersättigte Konsumenten der Gegenwart längst kein ernstzunehmendes Verkaufsargument mehr.
Vielmehr kann eine Marke durch unaufgeregte Selbstdarstellung und ironische Brechung beim Kunden punkten. Wenn Kinderüberraschung »im Auftrag ewiger Jugend und Glückseligkeit« unterwegs ist, beweist die Wortwahl augenzwinkernde Distanz. Eine Marke, die auf diese Weise die Unerfüllbarkeit extremer Produktversprechen selbst eingesteht, wirkt sympathisch und souverän.
Weitere Beispiele aus der Werbung
»Wäscht nicht nur sauber, sondern rein« (Ariel)
»Unendlich genießen« (Amicelli)
»Fahren in seiner schönsten Form« (Porsche)
»Wir sind die Guten« (ProMarkt)
»Gut ist uns nicht gut genug« (Hertie)
»Everything is possible« (HP) [3]
Wirkung und Funktion einer Hyperbel
Generell haben rhetorische Mittel die Funktion, eine bestimmte Textpassage und ihren Inhalt zu betonen und auffälliger zu gestalten. Die daraus resultierende Wirkung entsteht manchmal durch Zufall, durch persönliche Interpretation oder sie wird gezielt von Autor*innen eingesetzt, um eine bestimmte Wirkung zu erreichen.
In jedem Fall lassen sich Stilmittel interpretieren und in ihrer Wirkung aufschlüsseln. So können eine Intention des Autors, die Wirkung auf den Text selbst oder der Effekt auf den Leser festgestellt werden, die durch die rhetorische Figur entsteht.
Im Fall der Hyperbel ist die Hauptfunktion die Übertreibung. Sie äußert sich meist als Vergleich oder als Metapher, um Eindrücke oder Sachverhalte besonders deutlich zu machen. Eine gesonderte Funktion ist die Hyperbel als komische Steigerung. Wir verraten dir im Folgenden alles Wissenswerte.
Unterschied zur Amplificatio
Die Amplificatio wird auch Erweiterung genannt und ist eine übertriebene rhetorische Ausweitung einer Aussage. Sie ist zum Verständnis nicht nötig, sondern soll die Eindringlichkeit der Aussage durch eine höhere Menge an Worten und einer intensiveren Beschreibung verdeutlichen.
Eine Amplificatio ist zudem kein einzelnes Stilmittel, sondern reiht meist verschiedene Stilmittel wie die Enumeratio (Aufzählung), Descriptio (Beschreibung) oder die Allegorie aneinander. Der Unterschied zur Hyperbel ist, dass die Amplificatio eine Übertreibung in ihrer Ausführlichkeit ist, während die Hyperbel eine inhaltliche Übertreibung ist, die sich nicht durch eine hohe Anzahl an Worten auszeichnet. Beispiele sind:
• "Es war hart. Es war wirklich nicht leicht, fast unmöglich. So schwierig, dass ich dachte ich schaffe es nicht." [4]
• Anstatt "Ich hatte wirklich Angst allein zuhause", zu schreiben: “Ich war allein zuhause und bin bei jedem Geräusch zusammengezuckt. Es war dunkel und ich hatte solche Angst, dass ich mich gar nicht getraut habe auch nur einen Schritt zu tun. Ich stand nur da wie angewurzelt und hab gehofft, dass meine Eltern bald wieder nach Hause kommen.” [4]
Gegenteil der Hyperbel: Die Litotes
Der Begriff “Litotes” bedeutet Zurückhaltung oder Schlichtheit. Die Litotes ist ein rhetorisches Mittel, das wie die Hyperbel zu den Tropen gehört. Allerdings hat sie eine andere Funktion und Wirkung. Sie äußert sich entweder als Bejahung durch doppelte Verneinung, die Verneinung des Gegenteils oder als Hervorhebung durch Untertreibung. Beispiele für die doppelte Verneinung sind:
• “Ich würde ungern nicht zu diesem Konzert gehen.” [4]
• “Ich kann einfach nicht glauben, dass sie nicht in ihn verliebt ist.” [4]
• "Er hat mit seinem Argument nicht gerade Unrecht." [4]
Beispiele für die Verneinung des Gegenteils ist:
• “Diese Suppe ist echt nicht übel.” [4]
• "Diese Pflanze ist in der Gegend nicht selten." [4]
• "Wir haben im Moment nicht gerade wenig Petersilie im Garten, soll ich dir was mitbringen?" [4]
Die Wirkungen können hier einfach die Betonung der Aussage oder ein komischer Effekt sein. Bei sehr verschachtelten Sätzen kann auch eine komplizierte Denkweise angedeutet werden. Diese Art zu Sprechen ist beispielsweise für eine Charakterisierung relevant.
Eine andere Form der Litotes ist die Hervorhebung durch Untertreibung. Ein Beispiel hierfür ist:
• "In dem Kleid kannst du dich schon sehen lassen." [4]
• "Ich versuche aus den zwei Zutaten, die ich zuhause habe, noch etwas Leckeres für euch zu kochen." [4]
• “Echt nettes Haus, nicht schlecht.” [4]
Das letzte Beispiel ist eigentlich der Ausdruck für “Wow, du hast ein echt tolles Haus”. Die Bescheidenheit auf der äußeren Begriffsebene wird durch die schmeichelnde Bedeutung dahinter als Kompliment verstanden. Ebenso kann man das erste Beispiel verstehen, dass als "Du siehst in dem Kleid wirklich toll aus." gewertet werden kann. Das zweite Beispiel ist einfach eine zahlenmäßige Untertreibung, die betonen soll, dass es schwierig werden kann mit den Resten zuhause noch etwas Schönes zu kochen.
⠀ Hyperbel. Deklination des Substantivs. – Ressource: https://www.verbformen.de/deklination/substantive/?w=Hyperbel
⠀ Hyperbel: Definition, Wirkung & 10 Beispiele für das Stilmittel. – Ressource: https://www.schreiben.net/artikel/hyperbel-uebertreibung-beispiele-5578/