Partikel
Das Wort “Partikel” kommt von dem lateinischen Wort “particula” und bedeutet “Teilchen”. In der Sprachwissenschaft ist das Wort “Partikel” ein Substantiv im Femininum und sein Plural ist “Partikeln”.
Für das Wort “Partikel” werden in der Grammatik meistens zwei Definitionen genannt. Nach der ersten, “weiteren” Definition sind “Partikeln” Funktionswörter, die nicht flektierbar, (veränderbar) sind. Das bedeutet, dass man sie beispielsweise nicht deklinieren oder konjugieren kann. Sie bleiben immer gleich und verändern ihren Stamm oder ihre Endungen nicht.
Einige Sprachwissenschaftler sehen alle nicht flektierbaren Wörter, wie Präpositionen, Adverbien oder Konjunktionen, als “Partikeln” an.
Es gibt aber auch viele Sprachwissenschaftler, die eine “engere”, limitiertere Definition bevorzugen. Nach der “engeren” Definition sind Partikeln nur unflektierbare Wörter, die NICHT zu den Präpositionen, Adverbien oder Konjunktionen gehören.
In der “Partikologie” (Lehre der Partikeln) wird also insgesamt sehr stark darüber diskutiert, welche Wörter zu den Partikeln zählen oder nicht.
Merkmale von Partikeln
Partikeln verwenden wir in der Regel in der gesprochenen Sprache und sie helfen uns, lebendiger zu sprechen.
Durch Partikeln bringen wir subjektive Emotionen in unsere Sätze. Mit diesen kleinen Wörtern können wir zum Beispiel den Inhalt eines Satzes positiv oder negativ kommentieren, aber auch unsere Überraschung zeigen. Mithilfe von Partikeln kommunizieren wir emotionaler als ohne Partikeln. Für einige Partikeln sind mehrere dieser emotionalen Bewertungen möglich.
Viele Partikeln sind keine selbstständigen Satzglieder im Satz; sie können nur Teile von Satzgliedern sein. Man muss sie nicht verwenden. Wie schon gesagt, gebrauchen wir Partikeln oft in der (subjektiveren und emotionaleren) mündlichen Sprache, aber seltener in der (objektiveren und sachlicheren) Schriftsprache und fast nie, wenn eine formale Schriftsprache erforderlich ist. Man kann sie also weglassen, ohne dass sich die inhaltliche Bedeutung des Satzes verändert. Die Handlung oder die Aussage des Satzes bleibt also gleich, aber die subjektive Bewertung wird weggelassen. Ein Satz ohne Partikeln bleibt aber grammatikalisch korrekt.
In vielen Fällen kann man nicht nach Partikeln fragen, es gibt meistens keine Fragewörter für Partikeln. Für das Beispiel …
Das Ergebnis war ja vorher schon klar!
… finden wir keine vernünftige Frage für die Partikel “ja”.
Wenn man jedoch die “weitere” Definition für Partikel wählt, können sich bei einzelnen Adverbien Fragen ergeben.
https://deutsch-coach.com/was-sind-partikeln/
Gradpartikel stehen immer vor einem Adjektiv oder einem Adverb und verstärken oder schwächen es.
Je nach Partikel wird es nur ein bisschen oder sehr stark verstärkt oder abgeschwächt.
Die Wichtigsten: absolut, außerordentlich, außergewöhnlich, äußerst, einigermaßen, enorm, etwas, extrem, ganz, höchst, kaum, komplett, recht, sehr, total, überaus, ungemein, ungewöhnlich, völlig, weit, ziemlich, zu
Beispiele:
„Der Fernseher ist total teuer.“
„Die Situation ist mir höchst unangenehm.“
„Deine Reaktion ist völlig übertrieben.“
„Warum bist du heute so überaus nett zu mir?“
„Das finde ich ziemlich bescheuert.“
„Du bist heute extrem gut drauf!“
Modalpartikel
Modalpartikel werden vor allem in der gesprochenen Sprache verwendet und zeigen Gefühle und die Stimmung des Sprechers.
Modalpartikel haben oft ganz unterschiedliche Bedeutungen.
Beispiele:
„Das musste ja passieren.“
„Was kommt heute eigentlich im Fernsehen?“
„Was hast du denn gemacht?“
„Vielleicht holen wir doch lieber einen Elektriker?“
„Komm mal hier her!“
Fokuspartikel
Fokuspartikel heben etwas besonders hervor.
Fokuspartikel können sich auf alle Satzteile beziehen und stehen in der Regel vor dem Satzglied, das besonders hervorgehoben wird.
Die Wichtigsten: wenig, etwas, einigermaßen, fast, ziemlich, so, sehr, vor allem, sogar, ausgesprochen, besonders, ungemein, überaus, äußerst, zutiefst, höchst, zu
Fokuspartikel - Beispiele:
„Die Show war toll. Mir haben besonders die Lichteffekte gefallen.“
„Mir gefällt die Wohnung nicht. Vor allem das Bad ist zu klein.“
„Was, du hast kein Facebook? Sogar meine 80-jährige Oma ist bei Facebook!“
Negationspartikel
Auch die Verneinung „nicht“ ist ein Partikel
„Ich fahre heute nicht zu Oma“
Gesprächspartikel
Gesprächspartikel sind Zurufe, Antworten und Grüße:
Beispiele: ja, nein, hm, gern, okay, gut, genau, richtig, …
Ausdruckspartikel
Ausdruckspartikel sind Empfindungen, die eine Gefühlslage ausdrücken:
Beispiele: oh, he!, schade!, pfui!, hurra!, igitt!, juhu!, au!, aua!, autsch! uh!, ah!, ach!, huch!, oho!, hoppla!, oje!, hm!, hihi!, ätsch!, hui!, puh!, uff!, pff!, phh! hü!, hott!, …
Lautmalende Partikel
Lautmalende Partikel sind nachempfundene Laute und Geräusche.
Man findet sie vor allem in Comics.
Beispiele: kikeriki, wau, wuff, miau, quak, peng, bumm, boing, tatütata, ticktack; plumps, klirr, schwupps, zack, ruckzuck, puff, dong, klong, ratsch, hui, bums, rums, fump, blub-blub, schnipp, hatschi, …
https://easy-deutsch.de/partikel/
Die Bezeichnung Partikel geht auf das lateinische Wort 'particula' zurück, was 'Teilchen' bedeutet und schon auf die Kürze der Wörter dieser Wortart hindeutet. Es gibt unterschiedliche Auffassung dieses Begriffs; die weite Auffassung meint mit der Bezeichnung alle unflektierten Wortarten, während die enge Auffassung darunter lediglich die „sogenannte[n] Würz- und Färbewörter“ (Sommerfeldt/Starke 1998: 141) versteht. Die Partikeln bilden eine sehr heterogene Gruppe, die zusätzlich viele Homonyme in anderen Wortarten und Untergruppen der Partikeln hat, was eine genaue Definition erschwert. Um sie von anderen Wortarten abgrenzen zu können, muss man die semantische, die morphologische und die syntaktische Ebene der Sprache betrachten.
Auf morphologischer Ebene lassen die Partikeln sich durch ihre Unflektierbarkeit von den flektierenden Wortarten abgrenzen. Die Unflektierbarkeit ist zwar ein notwendiger, aber kein hinreichender Grund, da so auch Adverbien, Präpositionen und Junktionen zu den Partikeln zählen würden, wie es bei der weiten Auffassung der Fall ist.
Auf semantischer Ebene lässt sich sagen, dass Partikeln eine Wortart ohne oder mit geringer lexikalischer Bedeutung sind, was also die Hauptwortarten mit eigenständiger lexikalischer Bedeutung ausschließt. Hentschel und Weydt sehen die Partikeln sogar als bloße Synsemantika, weshalb sie die Interjektionen und die Onomatopoetika nicht zu den Partikeln zählen (vgl. Hentschel/Weydt 1989: 5). Wenngleich die Partikeln keine (oder nur eine geringe) lexikalische Bedeutung aufweisen, modifizieren sie aber die Bedeutung ihrer Bezugselemente.
Auf syntaktischer Ebene gehört es zu den Merkmalen der Partikeln, dass sie keinen Satzglied- oder Satzwert haben. Von den Präpositionen und den Junktionen trennt sie die fehlende Satzfunktion.
Beim Wortartensystem von Wolfgang Flämig wird ein ähnliches Ausschlussverfahren gewählt, allerdings berücksichtigt er die semantische Ebene nicht und beschränkt sich lediglich auf die grammatische und die syntaktische Ebene:
Wortartensystem Flämigs
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
(Sommerfeldt/ Starke 1998: 49)
Gerhard Helbig schlägt sechs spezifische Merkmale der Partikeln vor, anhand derer er sie von Adverbien und Modalwörtern abgrenzt (vgl. Sommerfeldt/Starke 1998: 141):
1. Partikeln sind weder satzgliedfähig (wie Adverbien) noch satzwertig (wie Modalwörter).
2. Sie können nicht allein im Vorfeld des Kernsatzes stehen.
3. Sie können nicht erfragt werden, können nicht als selbstständige Antworten eingesetzt werden.
4. Partikeln partizipieren nicht am Wahrheitswert von Sätzen.
5. Sie sind daher ohne Beeinträchtigung der Sachverhaltsbeschreibung weglassbar.
6. Die meisten Partikel sind unbetont.
Anhand einiger Beispiele sollen diese Aussagen veranschaulicht werden.
(1) Nur 'Peter ist gekommen.
(2) 'Peter ist sogar gekommen.
(3) Peter ist sogar 'gekommen.
(4) 'Peter ist halt gekommen.
(5) Sogar 'Peter ist nicht gekommen.
(6) Sogar ist 'Peter gekommen. (!)
https://www.grin.com/document/215350
Der Partikelboom in Deutschland
In den 70er Jahren blühte in Deutschland - zwar gleichzeitig mit der "pragmatischen Wende", aber dennoch unabhängig von ihr - die Erkundung dieser kleinen Wörtchen auf. Harald Weydt hat in seinem Beitrag "Methoden und Fragestellungen der Partikelforschung" Gründe für das wachsende Interesse an den Partikeln aufgezählt, die zum Teil mit dem Aufschwung pragmatischer und kommunikativer Fragestellungen überhaupt zusammenhingen: Die Komplexität der Partikeln, die es erlaubt, sie aus verschiedenen Blickwinkeln und mit unterschiedlichen Methoden zu erforschen, die Entwicklung der Methoden, die es ermöglicht, adäquate Deskriptionen zu machen, der Zuwachs an empirischer Forschung, Erweiterung der Betrachtung auf transphrastische Aspekte und überhaupt die Verlagerung des Interesses auf kommunikative Aspekte (Weydt 1981: 45f.). Dies alles trifft zu und ist eine treffende Beschreibung der Faktoren, die damals ineinander griffen. Dennoch kann man die Frage stellen, wie kam es dazu, dass die Partikeln plötzlich geradezu einen Boom erlebten?
Zusätzlich zu seinem Schrifttum - schon 1969 hatte er Aufmerksamkeit mit seiner Abhandlung Abtönungspartikeln. Die deutschen Modalwörter und ihre französischen Entsprechungen geweckt - schuf Harald Weydt ein Forum für Partikelforscher: Ende 70er, Anfang 80er Jahre veranstaltete er mehrere äußerst stimulierende Partikelkongresse und trug dadurch entscheidend dazu bei, dass ein reges wissenschaftliches Gespräch um dieses faszinierende Phänomen entstand. Das animierende an diesen Kongressen war - und ich glaube, das kann jeder bestätigen, der an diesen Veranstaltungen teilgenommen hat - das offene Gesprächsklima und die Vielfalt der Ansätze, die dort zusammenkamen, denn es nahmen nicht nur Vertreter einer linguistischen Richtung teil, sondern Forscher mit ganz verschiedenen Fragestellungen und Blickwinkeln trafen sich auf Partikelkolloquien.
Auf mehreren dieser Tagungen wurde die Definition und Abgrenzung von Partikeln diskutiert, Partikeln verschiedener Sprachen vorgestellt und auch kontrastive Analysen vorgenommen. 1981 etwa stand im Mittelpunkt die Frage, wie das Lernproblem Partikel sowie ihre Didaktisierung zu bewältigen sei, und das Thema des 1982 veranstalteten Kolloquiums hieß "Partikeln und Interaktion". Insgesamt wurden auf den Partikelkolloquien Hunderte von Beiträgen zu diesem Problem geliefert. Dies alles war sicherlich nicht ohne Belang für den Partikelboom.[3]
Hatte diese emsige Forschungstätigkeit denn Konsequenzen? Erfreulicherweise kann diese Frage positiv beantwortet werden. Die Bemühungen haben in der Tat ihren Niederschlag in Grammatiken und Wörterbüchern nachfolgender Jahrzehnte gefunden. Das könnte man an vielen Beispielen zeigen, aber hier soll der Weg einer speziellen grammatischen Innovation in die Gebrauchsgrammatiken an Hand eines Standardwerkes, der Duden-Grammatik aufgeführt werden, denn ihre aufeinander folgenden Auflagen bieten sich geradezu als Paradebeispiel an, wenn man die Entwicklung der Darstellung der Partikeln verfolgen will.
⠀ https://bop.unibe.ch/linguistik-online/article/view/753/1285