Medienlinguistik
Die Medienlinguistik ist eine noch junge Teildisziplin der Linguistik; sie befasst sich einerseits mit der Sprache und dem Sprachgebrauch in medialer Kommunikation und andererseits mit den veränderten Rahmenbedingungen sprachwissenschaftlicher Forschung beim systematischen Einsatz von Webtechnologie. Medienlinguistik steht daher an der Schnittstelle zwischen Sprachwissenschaft und Medienwissenschaft und markiert eine Schlüsselposition in der Entwicklung der Digital Humanities.
Bislang konnte sich in der Medienlinguistik keine einheitliche Terminologie durchsetzen. Vor allem der Medienbegriff wird in der Forschungsliteratur unterschiedlich definiert: mal wird die Sprache selbst als Medium bezeichnet, mal wird unter Medium das technische Gerät zur Übermittlung der Kommunikation verstanden (z. B. das Medium Telefon) und mal wird Medium mit Kommunikationsform gleichgesetzt (z. B. der Chat als Medium). Auch trägt die schnelle Entwicklung und Veränderung der im Medienbereich verwendeten Technologien zur Unklarheit der Begrifflichkeit bei.
Bei der Betrachtung der heute besonders relevanten Massenmedien unterscheidet man zwischen „alten“ Medien, die jedoch zu ihrer Zeit selbst als neu angesehen wurden, und „neuen“ Medien. Wenn die Rede von „alten“ Medien ist, dann spricht man retrospektiv von Druckerzeugnissen wie Buch- und Zeitungsdruck oder von auditiven beziehungsweise audio-visuellen Medien wie Hörfunk und Fernsehen. [2]
Die „neuen“ Medien bezeichnen Kommunikationsdienste, die über das Internet funktionieren, aber auch technische Geräte, die den direkten Zugang zum Internet ermöglichen. Sie können treffender auch als digitale Medien bezeichnet werden, die sich besonders durch ihre Multimodalität und Interaktivität auszeichnen. Multimodal sind sie, da die Interaktion neben dem Visuellen und Auditiven, auch (bspw. über Touchscreens) um eine haptische Dimension erweitert werden kann. All diese Zugänge können auf den Technologien digitaler Medien auch in Kombination genutzt werden. Informationen werden über diverse Kommunikationsformen (Text, Bild, Audio, Video) digital im Internet bereitgestellt und zwischen Nutzern übermittelt. Erst das Internet ermöglicht die Überwindung der zuvor einseitigen Informationsübergabe in Massenmedien, da auch die Nutzer selbst eigene Beiträge einstellen und somit an der Kommunikation teilhaben können. [3]
Im Falle moderner Computer aller Formate (also auch Smartphones) kann sogar von digitalen Medienkomplexen gesprochen werden. Der Begriff vereint die Technik und die Kommunikationsdienste, denn er liegt im Zusammenspiel von Hardware, Software, Internet und digitalem Code begründet, das nur in Verbindung mit weiteren Medien genutzt werden kann. [3]
Im Untersuchungsgegenstand der Medienlinguistik ist zu unterscheiden zwischen der wechselseitigen, interpersonalen Kommunikation (z. B. Telefongespräche) und der massenmedialen Kommunikation (z. B. Radio, Fernsehen, Printmedien, Online-Dienste), die komplexer zu beschreiben ist: Grundsätzlich handelt es sich bei der Kommunikation in den Massenmedien um eine einseitige Kommunikation („one to many“), die für ein anonymes, disperses Publikum zugänglich bzw. an dieses gerichtet ist. Innerhalb dieses Rahmens sind aber auch interpersonale Kommunikationsformen umsetzbar (z. B. Talkshows oder Rückmeldungen des Publikums, Leserbriefe, „phone-ins“). [4]
Besonders das Internet und Soziale Software zeichnen sich dadurch aus, dass sowohl massenmediale (z. B. Blog-Posts, Werbeanzeigen) als auch interpersonale Kommunikation (z. B. Kommentare) in verschiedenen Anwendungen genutzt werden kann. [2]
Da computer- und internetbasierte Kommunikationsformen wie E-Mail und Chat sowie die SMS-Funktion des Handys der schriftlichen Kommunikation dienen, wird von einem engen Zusammenhang von Schreibkompetenz und Mediennutzung und einer möglichen Veränderung vor allem des schriftlichen Sprachgebrauchs durch die neuen Medien bzw. deren Nutzung ausgegangen. Als Ausgangspunkt dient die Beobachtung, dass durch die private Nutzung der neuen Medien das Schreiben in unserer Gesellschaft immer mehr Raum einnimmt und sich eine Reihe von informellen Merkmalen und spezielle Verschriftungstechniken in diesem spezifischen Sprachgebrauch finden. [5]
Dabei wird häufig das Modell von Koch/Oesterreicher herangezogen. Diese machen einen Unterschied zwischen konzeptioneller Mündlichkeit (orat) und konzeptioneller Schriftlichkeit (literat) und bezeichnen einen eher informellen Sprachgebrauch als konzeptionell mündlich. Die Fragen, wie umfassend der mediale Einfluss auf das Schreiben ist, welche Aspekte des Sprachgebrauchs betroffen sind und ob möglicherweise Kontaktphänomene zwischen den verschiedenen Arten des Schreibens auftreten, werden in der Wissenschaft und der Öffentlichkeit kontrovers diskutiert, wobei in der Öffentlichkeit eine eher medienkritische Sichtweise vorherrscht. Allerdings liegt eine wissenschaftliche Untersuchung, die auf der Basis empirischer Daten Aufschluss über den tatsächlichen Einfluss und den Stellenwert der neuen Medien hinsichtlich des Sprachgebrauchs gibt, bislang nicht vor. [2]
⠀ Linguistik. Deklination des Substantivs. – Ressource: https://www.verbformen.de/deklination/substantive/?w=linguistik
⠀ Medienlinguistik. WikipediA. – Ressource: https://de.wikipedia.org/wiki/Medienlinguistik
⠀ Katharina Franko: Code-Switching in der computervermittelten Kommunikation. In: Korpus im Text. 1. Auflage. Band 4. Ludwig-Maximilians-Universität, München 2019, S. 116–119.
⠀ Christa Dürscheid: Medienkommunikation im Kontinuum von Schriftlichkeit und Mündlichkeit. Theoretische und empirische Probleme. In: Zeitschrift für angewandte Linguistik. Nr. 38, 2003, S. 37–57.